80 Das Veutsche Reich und seine einzelnen GSlieder. (April 2.)
Zwecke von Verhandlungen mit dem Zentrumskomitee ausgesandte Dele-
ierte kehrten zurück, ohne Berücksichtigung der Wünsche der Polen ge-
sunden zu haben; deshalb beschloß das Hauptkomitee wie folgt: Weil die
Repräsentanten der Zentrumspartei auf die Bedingungen des polnischen
Hauptwahlkomitees hin nicht erklärten, daß sie dieselben annehmen, be-
schließen wir hiermit, in allen Bezirken für den Kandidaten der Polen,
den Schriftsteller Joseph Chociszewski, Gnesen, zu stimmen. Stimment-
haltungen in besonderen Bezirken behält sich das polnische Hauptwahl.
omitee vor. Dieses Verfahren des sog. polnischen Hauptkomitees dürfte
alle ruhig denkenden Polen zur Einsicht bringen. Es ist deshalb diesseits
beschlossen worden, folgende Antwort zu geben: An das polnische Haupt-
wahlkomitee, z. H. des Hrn. Redakteur Brejski, Bochum. Der Ausschuß
des Wahlkomitees der Zentrumspartei für den rheinisch-westfälischen In-
dustriebezirk, heute aufs neue zusammengetreten, um die Antwort auf die
Forderungen des polnischen Wahlkomitees zu beraten, findet die Veröffent-
lichung des letzteren im Wiarus Polski, dem Organ des gen. polnischen
Komitees, vom 31. März h. Jede sachliche Antwort ist durch diese Ver-
öffentlichung gegenstandslos geworden. Bochum, den 1. April 1903. Der
Ausschuß der Wahlkomitees der Zentrumspartei im rheinisch-westfälischen
Industriebezirk.
2. April. (Oberschlesien.) Auf der Kohlengrube Königin
Luise kommen durch eine Explosion 30 Bergleute um.
2. April. (Preußisches Herrenhaus.) Erklärung Buddes
über die günstigen Finanzen des Eisenbahnetats. Beseitigung des
Defizits.
Min. der öffentl. Arbeiten Budde nimmt Bezug auf die Etats-
rede des Finanzministers (S. 4) im Abgeordnetenhause und führt aus,
daß die Verhältnisse sich seitdem gebessert hätten. Die Verkehrssteigerung
seit November-Dezember ist immer weiter vorwärts gegangen. Wir haben
im November an Mehreinnahmen gehabt 5,4 Millionen Mark, im Januar
5,7 Millionen Mark, im Februar über 6 Millionen Mark. Und die Mehr-
einnahme hält wahrscheinlich auch für den Monat März noch an. Das
Barometer für unseren Verkehr sind die Industriereviere an der Ruhr und
in Oberschlesien. Wir haben an der Ruhr im März eine ganz erhebliche
Verkehrssteigerung gehabt. Gegen das Vorjahr sind 18,7 v. H. vermehrte
Wagengestellungen gewesen. Und wenn man berücksichtigt, daß im Vor-
jahr in den März das Osterfest fiel, so bleibt doch immer noch die Ver-
kehrssteigerung 11,8 v. H. Die Hausbrandkohle spielt hier keine Rolle,
sondern es kommt für diese Verkehrssteigerung lediglich in Betracht In-
dustriekohle und Koks, und man kann daher annehmen, daß es der In-
dustrie jetzt etwas besser geht, als im vorigen Jahre. In Oberschlesien
sind die Wagengestellungen um 4,1 v. H. gestiegen, auch gedeckte Wagen
sind in größerer Zahl gestellt worden, als im Vorjahre. Wenn man die
ganzen Einnahmen auf das Kilometer reduziert, so haben wir in diesem
Jahre auch eine höhere kilometrische Einnahme, wenn auch noch keine er-
hebliche. Nach den vorläufigen Ermittlungen beträgt die Mehreinnahme
auf das Kilometer 481 Mark, während ich im Abgeordnetenhause im Fe-
bruar die Steigerung erst auf 252 Mark beziffern konnte. Die Besserun
ist also im letzten Monat erfolgt. Allerdings ist diese Steigerung noch
lange nicht so groß, wie der Fall, den wir gehabt haben, wo in einem
Jahre die kilometrische Einnahme um 2069 Mark zurückging. Wir haben
uns also noch keinem Optimismus hinzugeben, sondern weiter sparsam zu