Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zwanzigster Jahrgang. 1904. (45)

übersicht 
der politischen Eutwichelung des Jahres 1904. 
In der letzten Jahresübersicht hatten wir über das wichtigste 
Ereignis der Jahre 1903/4, den russisch--japanischen Konflikt, 
nur nach unsicheren Zeitungsnachrichten berichten können, mittler- 
weile sind von Japan wichtige Dokumente mitgeteilt worden 
(„Staats-Archiv“ Bd. 69), so daß wir die Vorgeschichte des Krieges 
in den Hauptzügen zu erkennen vermögen. Wie früher erwähnt, 
fühlte Japan sich durch die russische Okkupation der Mandschurei 
geschädigt, weil Rußland die den Japanern von der chinesischen 
Regierung, der rechtmäßigen Besitzerin, gewährten Handelsvorteile 
nicht in Kraft treten ließ. Noch bedenklicher war, daß Japan in 
der Okkupation eine beständige Bedrohung Koreas sah, und Korea 
ist nicht nur das natürliche Expansionsgebiet Japans, sondern zu- 
gleich ein Stück seines Verteidigungssystems, in dem die japanische 
Regierung unmöglich einen fremden Einfluß walten lassen kann. 
Japan war deshalb bestrebt, von Rußland Garantien für die Aus- 
übung seiner kommerziellen Rechte in der Mandschurei und für die 
Sicherheit Koreas zu fordern. Nach einigen vorbereitenden Ver- 
handlungen schlug es einen dahingehenden Vertrag vor (Ende Juli 
1904). Danach sollten sich beide Mächte zur Erhaltung der Un- 
abhängigkeit und Integrität Chinas wie Koreas verpflichten; 
Japan erkannte die speziellen Interessen Rußlands in der Man- 
dschurei an und gewährte ihm das Recht, Maßregeln zu ihrem 
Schutze zu treffen; eine analoge Bestimmung sollte das Verhältnis 
Rußlands und Japans zu Korea regeln, wo Japan überdies das 
ausschließliche Recht in Anspruch nahm, die Regierung durch Rat-
	        
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