Frankreitz. (April Anfang—19.) 213
es sich mehr und mehr herausstellt, das besonders fruchtbare Feld für
unsere Ausdehnung und unsere Tätigkeit befindet, Frankreich dazu gelangen
wird, sich seinen Einfluß zu sichern, ohne irgend ein Recht zu beeinträchtigen
und ohne welche Interessen zu verletzen. (Beifall.)
Anfang April. Die Presse bespricht lebhaft die Reise des
Deutschen Kaisers nach Tanger und die Erklärungen Delcassés.
Die radikale und nationalistische Presse verurteilt im allgemeinen
Delcafsés Politik scharf; er habe Frankreich Deutschland gegenüber
bloßgestellt. — Es wird viel von einer bevorstehenden französisch-
englischen Flottendemonstration gesprochen.
6. April. (Paris.) Der König von England berührt Paris
auf einer Reise nach der Riviera und hat eine Zusammenkunft
mit Loubet.
13. April. Die Kammer genehmigt in der Beratung des
Kirchengesetzes den Grundsatz, daß die Republik keinen Kultus an-
erkennt und besoldet mit der Einschränkung (gegen den Willen der
Regierung), die Almoseniers in den Lyzeen und anderen Mittel-
schulen, in den Hospitälern, Greisenasylen und Gefängnissen zu
besolden.
15. April. (Senat.) Der Kolonialminister erklärt über die
Verteidigungsanstalten in den Kolonien:
Die Aera der kolonialen Eroberungen sei zu Ende und Ersparnisse
auf militärischem Gebiete würden möglich werden. Gegenwärtig würden
nur vier Stützpunkte gefordert. Man könne selbst aus gewissen Besitzungen,
die nicht verteidigt werden könnten, die Garnisonen zurückziehen, andrerseits
bleibe aber auch noch viel zu tun für die Verteidigung gewisser Kolonien,
besonders Indochinas. Der französische Handel mit den Kolonien bringe
einen Gewinn von 40 Millionen Francs.
Mitte April. (Limoges.) Bei einem Streik der Porzellan=
arbeiter muß Militär zum Schutz der Gefängnisse aufgeboten wer-
den, wobei es zu Kämpfen mit Streikenden kommt.
19. April. (Kammer.) Debatte über Marokko. Angriffe
auf Delcafsé.
Abg. Jaures (Soz.) tadelt den Minister des Auswärtigen Delcassé,
daß er sich nicht mit Deutschland über Marokko verständigt habe. Er solle
die Initiative dazu ergreifen. Minister Delcassé: Die marokkanische Re-
gierung erklärte am 5. April, sie nehme im Prinzip unsere Vorschläge an.
Die Erörterung begann alsbald. Die Verhandlungen schreiten fort. Unser
Vertreter ist befriedigt. Was die Besorgnisse bezüglich unserer marokka-
nischen Politik im Hinblik auf das Ausland betrifft, so habe ich dem Ver-
treter Deutschlands gegenüber die Erklärung abgegeben, wenn meine Aus-
führungen nicht genügten, so wäre ich bereit gewesen, sie zu vervollständigen.
Ich bin bereit, alle Interessen zu beruhigen. Der Vorwurf, ich habe
den Forderungen nach der Aufklärung nicht immer entsprochen, ist un-
begründet.