282 Rußlund. (Oktober Ende—November 3.)
lichkeit der Personen, die Freiheit der Gewissen, der Rede, der Versamm-
lungen und Vereinigungen. 2. Ohne die früher angeordneten Wahlen für
die Staatsduma aufzuschieben, zur Teilnahme an der Duma in dem Maße,
als es die Kürze der bis zur Einberufung der Duma noch ablaufenden
Zeit gestattet, auch jene Klassen der Bevölkerung, welche jetzt des Wahl-
rechtes völlig entbehren, wobei sodann die weitere Entwicklung des Grund-
satzes des allgemeinen Wahlrechtes der neuerdings begründeten gesetzgebe-
rischen Ordnung der Dinge überlassen wird. 3. Als unerschütterliche Regel
aufzustellen, daß kein Gesetz in Kraft treten kann ohne Genehmigung der
Staatsduma und daß den Erwählten des Volkes die Möglichkeit der wirk-
lichen Teilnahme an der Ueberwachung der Gesetzlichkeit der Handlungen
der von Uns ernannten Behörden gewährleistet wird. Wir lassen den Ruf
ergehen an alle treuen Söhne Rußlands, sich ihrer Pflicht gegen das Vater-
land zu erinnern, bei der Beendigung dieser Wirren und Widerwärtigkeiten
zu helsen und gemeinsam mit Uns alle ihre Kräfte an die Wiederherstellung
der Ruhe und des Friedens auf dem mütterlichen Boden zu setzen.
Gegeben zu Peterhof am 17./30. Oktober im elften Jahre Unserer
Regierung. Nikolaus.
Ende Oktober. In Reval, Kasan, Rostow, Odessa und an-
deren Städten finden blutige Kämpfe statt. Am schlimmsten find
die Kämpfe in Odessa, wo große Judenmetzeleien mehrere Tage lang
veranstaltet werden. Die Polizei soll die Menge auf die Juden
gehetzt haben.
Ende Oktober. In Odessa gibt es blutige Straßenkämpfe.
Zeitweilig beherrscht der Mob die Stadt. Nach Zeitungsberichten
sind mehrere Tausend getötet. — Große Ausschreitungen finden in
Rostow, Kasan und Kiew statt. überall werden die Juden
niedergemetzelt.
Anfang November. Graf Witte wird zum Ministerpräsidenten
ernannt, zum Minister des Innern an Stelle Bulygins dessen bis-
heriger Gehilfe Durnowo.
Anfang November. In Moskau gibt es blutige Straßen-
kämpfe, zum Teil hervorgerufen durch sogenannte patriotische Mani-
festanten. In Baku, Tiflis, Wladikawkas wird ebenfalls
gekämpft.
1. November. Der Oberprokurator des Heiligen Synod Pob-
jedonoszew tritt zurück. Sein Nachfolger wird Fürst Obolensky.
November. Es bildet sich eine politische Vereinigung „Allianz
vom 30. Oktober“ zur Unterstützung des Regierungsprogramms
vom 30. Oktober.
3. November. Der Kaiser unterzeichnet eine Amnestie; viele
politische Gefangene werden freigegeben und politische Prozesse
niedergeschlagen.