320 Mebersicht der yolitischen Eutwichelung des Jahres 1905.
russischen Kriegsschiffen und der Beschränkung der russischen Macht
ließ Komura bald fallen, längere Differenzen erhoben sich aber
über die Kriegsentschädigung und Sachalin. Die Insel ist ein
Stück altjapanischen Besitzes und die öffentliche Meinung sah ihre
Wiedererwerbung als Ehrenpunkt an; die Kriegsentschädigung be-
deutete für die stark angespannte Steuerkraft Japans eine erheb-
liche Erleichterung. Indessen Rußland war nicht zu bewegen, über
den status quo hinaus einen Schritt entgegenzukommen, und so
mußte Komura schließlich auf die Entschädigung verzichten und sich
mit dem Besitz Koreas, Liautungs und der eroberten südlichen Hälfte
Sachalins (bis zum 50. Breitengrade) begnügen. über die Man-
dschurei wurde festgesetzt, daß sie beide Parteien gleichzeitig binnen
18 Monaten räumen sollen; Liautung bleibt selbstverständlich in
den Händen Japans, des Rechtsnachfolgers Rußlands im Pacht-
vertrag mit China. Die von Rußland gebaute Eisenbahn Charbin-
Port Arthur und die zum Nutzen der Eisenbahn angelegten Kohlen-
gruben kommen von Port Arthur bis Kuan-Tscheng-Tsu (250 Kilo-
meter südlich Charbin) an Japan, die nördliche Strecke verbleibt
Rußland. Zum Schutze der Eisenbahn sollen beide Mächte nur
geringe Wachen zurücklassen, nicht mehr als 15 Mann pro Kilometer,
und ausdrücklich ist festgesetzt, daß die Bahn nicht strategischen,
sondern wirtschaftlichen Zwecken dienen soll. Da Rußland so nur
das faktisch Verlorene preisgab, ist es noch eine ostasiatische Groß-
macht geblieben, wie namentlich die Bestimmung über die man-
dschurische Bahn beweist. Im Besitze der Strecke bis Kuan-Tscheng-
Tsu kann die russische Armee bei einem neuen Konflikt den wich-
tigen Knotenpunkt Charbin und die Strecke nach Wladiwostok
sichern und bei Charbin eine starke Armee versammeln, ehe die
Japaner von Port Arthur aus Charbin erreichen und die Bahn
nach Wladiwostok unterbrechen können. Wiederum hat also die
Größe des russischen Landgebietes, die den Japanern die Krieg-
führung fern von der Heimat erschwerte, Rußland vor einem
völligen Zusammenbruch gerettet (vgl. 1904 S. 354). Es ist ver-
ständlich, daß in Japan die Nation die militärische Unmöglichkeit,
die Russen niederzuschlagen, nicht erkannte, und daß deshalb die
gelinden Friedensbedingungen eine große Unzufriedenheit hervor-