312 Krankreich. (März 14.)
Mittel. Wir hoffen, daß Sie in dieser Hinsicht auf unseren Appell
hören werden. Die Regierung ist entschlossen, die seit der Gründung der
Republik erreichten Errungenschaften auf dem Gebiete der Verweltlichung
des Staates zu schützen. Unter uns ist kein einziger, der in irgend einer
Weise die Freiheit des Glaubens und der Kulte antasten möchte. Das
Gesetz wird in dem liberalen Geiste angewendet werden, in welchem es
vom Parlament beschlossen worden ist. Wir haben die Pflicht, im ganzen
Umfange des Gebietes die Durchführung aller Gesete sicher zu stellen. Unter
einer republikanischen Regierung ist das Gesetz der höchste Ausdruck der
nationalen Souveränität. Die Regierung beabsichtigt, mit aller nötigen
Umsicht, aber auch mit unbeugsamer Festigkeit die neuen Gesetzesbestim-
mungen durchzuführen. Wir sind überzeugt, daß der gute Sinn des Volkes
schnell über die falschen und interessierten Unterstellungen Gericht halten
wird, mit Hilfe deren man den Geist und die Tragweite des Trennungs-
gesetzes zu entstellen versucht. Die Regierung wird auf alle Fälle dem
Ursprung wie der Verantwortlichkeit dieser politischen Agitation nach-
forschen. Sie wird alle Mittel, welche die Gesetze ihr zur Verfügung stellen,
gebrauchen, um ihr ein Ende zu machen. Die Regierung wird ferner keine
an die Soldaten gerichteten Herausforderungen dulden, die bezwecken, die-
selben von ihren Pflichten gegen das Vaterland und den Gehorsam gegen
ihre Vorgesetzten abwendig zu machen. Sie wird von allen Offizieren und
Soldaten die gleiche Achtung vor den militärischen Vorschriften und den
republikanischen Gesetzen verlangen. Es ist uns in dem jetzigen Augen-
blick, wo wir vor Sie getreten sind, unmöglich, ein langes Programm vor
Ihnen zu entwickeln. Sie müssen schon aus der Art und Weise, wie die
Regierung zusammengesetzt ist, ersehen, daß sie den Interessen der Demo-
kratie aufs tiefste ergeben ist. Auf finanziellem, wirtschaftlichem und sozialem
Gebiete wird die Regierung bestrebt sein, alle Reformen, die verwirklicht
werden können, auszuführen. Und besonders wird sie es sich angelegen
sein lassen, dem Senat die Frage der Arbeiterversicherung zu unterbreiten.
Nicht weniger wird die Regierung bestrebt sein, der ackerbautreibenden Be-
völkerung, die in gewissen Gegenden so harten Prüfungen ausgesetzt ist,
zu Hilfe zu kommen. Bezühglich der entsetzlichen Katastrophe von Cour-
rières haben wir die Pflicht, unparteiisch ihre Ursachen zu suchen und fest-
zustellen, wem die Verantwortlichkeit hierfür obliegt. Wir beabsichtigen
besonders auch in den Fragen, die unsere Lage in Nordafrika berühren,
die von unseren Vorgängern befolgte Politik fortzusetzen, die noch kürzlich
die Zustimmung des Parlaments gefunden hat. Im vollen Bewußtsein
der Pflicht und der Lebensinteressen, die unsere Diplomatie zu wahren die
Pflicht hat, sind wir überzeugt, daß durch die Ausübung dieser Rechte die
normale Entwicklung dieser Interessen gesichert werden könne, ohne die-
jenigen irgend einer anderen Macht zu schädigen. Wie uns am Herzen
liegt, unseren Vorgängern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, haben wir
die Hoffnung, daß die Aufrichtigkeit und die Würde dieser Haltung die
nahe und endgültige Regelung der schwebenden Schwierigkeiten gestalten
werde. Treu einem Bündnisse, dessen wohltätige Wirkung Frankreich und
Rußland in gleicher Weise erfahren haben und treu den Freundschaften,
deren Sicherheit und Wert wir ebenfalls haben ermessen können, hat Frank-
reich in der Welt eine Stellung, die den Geist der Gerechtigkeit und des
Friedens noch mehr festigt. Dieser Geist wird fortdauernd auch der unfrige
sein, und deshalb werden wir mit Vertrauen eine Politik weiter befolgen,
die in gleicher Weise der Sache unseres Vaterlandes und der des Welt-
friedens dient. Die öffentliche Meinung hat bereits die Gesinnung gegen-
seitigen Vertrauens und aufrichtiger Eintracht verstanden, welche die Repu-