Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zweiundzwanzigster Jahrgang. 1906. (47)

322 Erankreich. (August 21. —September 30.) 
Episkopat anläßlich der Eröffnung der Pariser Konferenz der französischen 
Bischöfe behufs Stellungnahme zum Separationsgesetz an den Papst gerichtet 
wurde. Die Adresse gipfelt in dem Wunsche, daß trotz des Bruches zwischen 
der französischen Regierung und dem Vatikan die alten kirchlich-politischen 
Vorrechte Frankreichs erhalten bleiben möchten, insbesondere das Protektorat 
über die Christen im Orient. Außerdem bitten die Bischöfe, daß in dem 
römischen Kardinalskollegium nach wie vor französische Kardinäle Platz 
finden möchten. 
21. August. Die Regierung veröffentlicht die erste Serie von 
Kirchengütern, welche an Kultusgemeinschaften, und zwar prote- 
stantische und jüdische, überantwortet werden. Die Liste der prote- 
stantischen Assoziation umfaßt 17 Departements; die Israeliten 
haben zurzeit nur im Departement Vosges eine Kultusgemeinschaft 
gebildet. 
Anfang September. Der Kultusminister Briand droht in 
einem Rundschreiben an die Präfekten, daß der katholischen Kirche 
die Fortsetzung des Kultus unmöglich gemacht werde, falls die 
Kultusvereinigungen nicht gebildet würden. 
2. September. Ein Gesetz, das Sonntagsruhe für die An- 
gestellten vorschreibt, tritt in Kraft. Trotzdem es viele Ausnahmen 
zuläßt, findet es starke Opposition in den Gewerben. 
4.| 7. September. (Paris.) Eine Vollversammlung des Epi- 
skopats, an der 82 Prälaten teilnehmen, hält eine geheime Be- 
ratung über das Separationsgesetz. 
September. An mehreren Orten veranstalten Reservisten 
antimilitaristische Demonstrationen. 
15. September. (Marseille.) Präsident Fallieres empfängt 
Offiziere von englischen, italienischen und spanischen Kriegsschiffen, 
die auf der Reede liegen. 
16. September. (Besangçon.) Ein Bilitzschlag zerstört das 
Pulvermagazin eines Forts. 9 Personen kommen um. 
23. September. In allen Kirchen wird ein Hirtenbrief des 
Episkopats gegen das Trennungsgesetz und die Bildung von Kultus- 
vereinigungen verlesen. 
30. September. (Laroche sur Yon.) Der Minister des 
Innern Clémenceau sagt über die Ausführung des Trennungs- 
gesetzes und die Beziehungen zwischen Deutschland und den Gegnern 
Frankreichs: 
Er wolle das Mißverständnis zerstreuen, das heute wie zu den 
Zeiten der Chouans die Franzosen trennt, dank den finsteren Machenschaften 
der Kirche, welche der Reaktion gegen die Republik als Maske diene. Das 
Trennungsgesetz, das aus der Notwendigkeit hervorging, die Gewissens-
	        
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