Jialien. (Februar 1. —März 8.) 333
Regierung die zweijährige Dienstzeit gleichzeitig mit einer Erhöhung des
Jahreskontingents vorschlagen. Dank der im Juli bewilligten Erhöhung
der Kredite für die Marine werde man zu einer Erweiterung des Flotten-
programms schreiten können.
1. Februar. (Deputiertenkammer.) Niederlage des Ka-
binetts.
In der Besprechung des Regierungsprogramms greift Sonnino
ARechte die Regierung scharf an, weil Vorschläge für Hebung der Arbeiter-
lasse fehlten. Abg. Giolitti (Linke) verteidigt die Regierung. Ein Ver-
trauensvotum wird mit folgender Mehrheit verworfen: Für Fortis: 162
Liberale, 26 Konservative, 3 Radikale, zusammen 191 Ministerielle. Gegen
Fortis: 63 Konservative, 31 Sonninianer, 46 Liberale, 22 Demokraten,
32 Radikale, 15 Republikaner, 20 Sozialisten, zusammen 229 Oppositionelle.
8. Februar. Bildung eines Kabinetts Sonnino.
Es ist folgendermaßen zusammengesetzt: Sonnino: Vorsitz und
Inneres, Graf Gutcciardini: Aeußeres, Sacchi: Justiz, Luzzatti: Schatz,
Salanda: Finanzen, General Majnoni d'Intignano: Krieg, Admiral Mira-
bello: Marine, Boselli: Unterricht, Carmine: Oeffentliche Arbeiten, Pan-
tano: Landwirtschaft, Alfredo Baccelli: Post und Telegraphen. — Die Partei-
stellung ist folgende: Rechte: Luzzatti, Carmine. Zentrum: Sonnino, Bo-
selli, Salandra. Linke: Guicciardini, Baccelli. Aeußerste Linke: Sachhi,
Pantano.
Februar. Die Regierung veröffentlicht ein Grünbuch über
Makedonien, woraus hervorgeht, daß Österreich-Ungarn und Ruß-
land den Anteil der anderen Mächte an der Neuordnung Italiens
zu beschränken suchten und daß insbesondere Italien die Beteili-
gung der übrigen Großmächte vertrat.
24. Februar. Der König schenkt dem internationalen Acker-
bauinstitut jährliche Einkünfte von 300000 Lire.
25. Februar. (Florenz.) Es konstituiert sich ein katho-
lischer Wahlverein, der alle katholischen Wahlvereine in Italien
miteinander verbinden will.
4. März. (Oberitalien.) Der untere Teil der Ortschaft
Tavernola am Iseosee wird durch einen Bergsturz zerstört.
8. März. (Kammer.) Ministerpräsident Sonnino legt sein
Programm vor:
Die Regierung fühle sich verpflichtet, schleunigst umfassende Maß-
nahmen zur Hebung der materiellen Wohlfahrt des Landes zu ergreifen.
Die anormalen Zustände, unter denen der Eisenbahndienst sich vollziehe,
verlangten schleunige Abhilfe. Die Regierung erachte den Rückkauf der
Meridionalbahn für geboten; derselbe sollte unter Abänderung einiger Be-
stimmungen der Konvention von 1905 erfolgen. Die Verhandlungen wegen
des Rückkaufes anderer Bahnen dauerten fort, und die Regierung sei eifrig
damit beschäftigt, den Betrieb der Bahnen durch den Staat einzuführen,
doch solle dabei den einzelnen Bahnen der industrielle Charakter des Unter-
nehmens gewahrt bleiben. Auf Sizilien würden Ergänzungsbahnen gebaut
werden müssen. — Um den Kredit Italiens zu festigen, ist ein Finanz-