400 Außland. (November 8.—Dezember Anfang.)
Budgets für 1905 überstiegen die gewöhnlichen Einnahmen die gewöhn-
lichen Ausgaben um 99382405 Rubel, im Voranschlag war ein Ueberschuß
von 60980047 Rubel vorgesehen. Die gewöhnlichen Einnahmen betrugen
2024558 452 Rubel, die gewöhnlichen Ausgaben 1925 176047 Rubel, die
außerordentlichen Einnahmen 793515197 Rubel, die außerordentlichen Aus-
gaben 1379576862 Rubel. Die gewöhnlichen und die außerordentlichen
Ausgaben überstiegen die gewöhnlichen und die außerordentlichen Einnahmen.
um 215010037 Rubel. Durch die Benutzung aus dem Budget 1904 ver-
bliebener freier Mittel, die die Reichsrentei zur Deckung außerordentlicher
Ausgaben verwandte, ist das Gesamtdefizit, das in Höhe von 180 Millionen
erwartet war, auf 158 Millionen herabgesetzt worden. Das Defizit wurde
mit dem Erlös der fünsprozentigen Anleihe von 1906 gedeckt.
8. November. Bei der Station Rogow der Warschau-Wiener
Bahn wird ein Postzug durch Bomben zum Halten gezwungen und
nach Zeitungsnachrichten um eine Million Rubel beraubt. — Ahn-
liche Uberfälle sind häufig.
10. November. (Petersburg.) Im Ministerium des Innern
beginnt eine Kommission Beratungen über landschaftliche und
städtische Selbstverwaltung im Zartum Polen.
November. Jundenfrage.
Der reaktionäre Verband russischer Leute und der Verband der
Rechtsordnung agitieren gegen die Gleichstellung der Juden. Die Re-
gierung erklärt offizibs: Die endgültige Lösung der Judenfrage müsse der
Reichsduma vorbehalten bleiben, doch erachte es die Regierung für not-
wendig, ohne Rücksicht auf die Stellungnahme dieser oder jener Gruppe
zur Judenfrage die die Juden beengenden Polizeimaßnahmen und Be-
schränkungen in Handel und Gewerbe zu beseitigen. Sie erwarte, daß der
zur Armut verurteilte Teil der Juden, sobald er größeren Spielraum zur
Betätigung großer Energie und zur Arbeit erhalte, nicht mehr nur Bomben--
werfer und Räuber aus seiner Mitte liefern werde. Zweifellos werde das
dem ganzen russischen Volke Vorteil bringen.
November. (Petersburg.) Es wird in der Presse behauptet,
Graf Witte sei völlig in Ungnade gefallen, weil er als Minister-
präsident mit der revolutionären Arbeiterfraktion in Beziehungen
gestanden habe.
Ende November. (Petersburg.) Nach Zeitungsnachrichten
wird durch eine Untersuchung im Ministerrat aufgedeckt, daß der
Ministergehilfe Gurko bei Getreidelieferungen für die Notleidenden
800000 Rubel Staatsgelder unterschlagen hat.
Anfang Dezember. Die Verhandlungen mit Japan über die
Fischerei und den Handelsvertrag stocken, weil Japan hohe Forde-
rungen stellt, wie freie Schiffahrt auf dem Amur, Transithandel
japanischer Waren bis ins Baltische Meer, Recht der Japaner,
Landbesitz in Sibirien zu erwerben, Fischereirechte an der Küste
Sachalins.