XVI.
Die Türkei und ihre Vasallenstaaten.
1. Türkei.
Anfang Januar. In Durazzo (Albanien) bricht ein Auf-
stand aus, weil der Pascha eine Einkommensteuer von 35 Prozent
auferlegt.
Januar. Protest gegen den bulgarisch-serbischen Vertrag.
Die Pforte protestiert in Sofia gegen den bulgarisch-serbischen Han-
delsvertrag, da Bulgarien den Unionsvertrag nicht ohne Verständigung
mit der Pforte abschließen dürfe. Bulgarien erwidert (28. Januar), daß
der Berliner Vertrag Bulgarien den selbständigen Abschluß von Handels-
verträgen gestatte und daß die Pforte besser täte, auf den Berliner Ver-
trag überhaupt nicht hinzuweisen, da sie selbst den Artikel 23 nicht er-
füllt habe.
Ende Jannuar. Gerüchte gehen durch die europäische Presse,
daß die Pforte große Mobilmachungen gegen Bulgarien Makedoniens
wegen vorbereite.
5. März. (Konstantinopel.) Die Mächte überreichen der
Pforte folgende Forderungen über Makedonien:
1. Die Anerkennung des Rechts der Gendarmen zur Intervention
bei allen Verbrechen und Vergehen, wer immer der Täter sein mag. 2. Be-
waffnung der Gendarmen mit Repetiergewehren und Revolvern in aller-
kürzester Zeit. 3. Strikte und einheitliche Anwendung der Vorschriften be-
treffend das Waffentragen auf die ganze Bevölkerung. 4. Die Erlaubnis
zum Drucke eines Taschenbuches für Wachtposten und Kommandanten.
März. Mai. Juli. Persien und die Pforte verhandeln über
Grenzfragen. Es handelt sich namentlich um das von türkischen
Truppen besetzte Passovah und um Grenzposten der persischen Pro-
vinz Puschli-Kuh.
April. Mai. Die Bandenkämpfe in Makedonien werden
wieder stärker; türkische Truppen kämpfen mit bulgarischen Banden.
An der montenegrinischen Grenze finden Zusammenstöße zwischen
christlichen Einwohnern und türkischen Truppen statt.