412 Nord-Amerika. (Februar 28. — April 12.)
28. Februar. Zollabkommen mit Deutschland.
Eine Proklamation des Präsidenten Roosevelt besagt, daß auf rohen
Weinstein, rohe Weinhefe, Branntwein, stille Weine und Kunstwerke deutscher
Herkunft die ermäßigten Zollsätze der Sektion III des Dingleytarifgesetzes,
welche Deutschland in dem heute außer Wirksamkeit tretenden deutsch-
amerikanischen Handelsabkommen vom 10. Juli 1900 zugestanden worden
sind, auch künftig Anwendung finden.
Anfang März. Haltung in der Marokkofrage.
Das Staatsdepartement erklärt, die Union als solche könne nicht
Aktien einer eventuellen internationalen Bank von Marokko kaufen, und
hebt nochmals hervor, daß die amerikanischen Delegierten angewiesen seien,
keine Partei zu unterstützen, sondern sich der Abstimmung zu enthalten,
wenn diese den Eindruck einer Parteinahme machen könnte. Moralisch.
unterstützt das Staatsdepartement, wie alle Erklärungen der Presse be-
kunden, Frankreich, für das geschlossen auch die Presse eintritt.
6. März. Botschaft des Präsidenten über Küstenschutz.
Präsident Roosevelt richtet mit dem vom Kriegs- und Marinerat
über die Küstenverteidigung erstatteten Bericht eine Botschaft an den Kon-
greß, in der er empfiehlt, besondere Aufmerksamkeit der Verteidigung der
Einfahrt in die Chesapeake-Bai zuzuwenden. Der Präsident sagt weiter
in der Botschaft, die insularen Besitzungen der Vereinigten Staaten dürften
nicht länger vernachlässigt werden, wenn die Vereinigten Staaten beab-
sichtigten, sie zu halten. Der Bericht des Kriegs= und Marinerats em-
pfiehlt, die Einfahrt in die Manila-Bai, ferner die Häfen von Pearl,
Guantanamo, Guam, San Juan und Honolulu sowie die Zugänge zum
Panamakanal in Verteidigungszustand zu setzen; ebenso wird die verstärkte
Befestigung mehrerer Häfen der Vereinigten Staaten empfohlen. Die Kosten
für diese Arbeiten werden auf 50 Millionen Dollars veranschlagt.
Mitte März. Beide Häuser des Kongresses kritisieren scharf
die Kriegführung auf den Philippinen; die sogenannte Schlacht bei
Talon sei nur eine Metzelei gewesen.
Anfang April bis Anfang Mai. Ein großer Streik der
Hart= und Weichkohlenarbeiter wegen Lohnstreitigkeiten geht für
die Arbeiter verloren, da ihnen die Mittel fehlen.
7. April. (Nepräsentantenhaus.) Erschwerung der Ein-
wanderung.
Der Einwanderungsausschuß des Repräsentantenhauses beendet einen
Gesetzentwurf, welcher bezweckt, die Einwanderung von Ausländern noch
mehr zu beschränken. Der Entwurf sieht vor, daß jeder erwachsene Mann
25 Dollars und jede erwachsene Frau 15 Dollars besitzen muß. Familien
sollen zwar eingelassen werden, jedoch muß das Familienhaupt mindestens
50 Dollars besitzen. Mehr als 16 Jahre zählende Einwanderer müssen irgend
eine Sprache lesen können. Geistig minderwertige Personen oder körperlich
schwache Arbeiter sollen von der Einwanderung ganz ausgeschlossen sein.
Der Antrag wird im Juni angenommen.
12. April. (Washington.) Präsident Roosevelt empfängt
eine Abordnung des Zentralverbandes deutscher Kriegerbunds-
mitglieder von Nordamerika und hält folgende Ansprache: