Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zweiundzwanzigster Jahrgang. 1906. (47)

Vas Denishhe Reihh und seine einjelnen Glieder. (März 1.) 49 
1905 vorgesehenen Bedingungen eingeführt werden. Ausnahmen von 
obigem Verbot können zugunsten des im kleinen Verkehr eingehenden, sowie 
zum Reisegebrauch mitgeführten Schweinefleisches durch Anordnungen des 
Regierungspräsidenten zugelassen werden. Bereits bestehende derartige Be- 
stimmungen bleiben in Kraft, alle sonstigen dem obigen Verbote entgegen- 
stehenden Anordnungen werden aufgehoben. 
1. März. Eine Bundesratsverordnung als Nachtrag zur 
Anleitung für die Zollordnung schreibt vor, daß als Grundlage 
der Unterscheidung der Malzgerste von anderer Gerste das Hekto- 
litergewicht dient. 
Anfang März. (Sachsen.) Der engere Ausschuß der freien 
Kommission der Zweiten Kammer zur Vorberatung der Landtags- 
wahlrechtsreform genehmigt mit allen gegen die Stimme des frei- 
sinnigen Abg. Günther-Plauen folgende allgemeine Grundsätze für 
die künftige Wahlrechtsreform: 
1. Keinem, der nach dem geltenden Wahlrecht das Stimmrecht be- 
sitzt, sei dieses Recht zu entziehen. 2. Den Angehörigen der dritten Wähler- 
klasse sei der Zutritt zu der Kammer in größerer, jedoch nicht in olcher 
Anzahl zu ermöglichen, daß dadurch angesichts des Uebergewichts der Sozial- 
demokratie in dieser Wählerklasse eine gedeihliche Weiterführung der Staats- 
verwaltung erschwert oder gar unmöglich gemacht wird. — Unter diesen 
Voraussetzungen erachtet der Ausschuß die Einführung eines allgemeinen, 
direkten, geheimen Wahlrechts mit Zusatzstimmen, bei denen mindestens das 
Alter, die Steuerleistung und die Bildung zu berücksichtigen sind, für das 
Empsehlenswerteste. Was die Drittelerneuerung der Kammer anlangt, so wird 
diese von den konservativen Mitgliedern des Ausschusses, Opitz, Dr. Brückner, 
Förster und Rudelt, als Erfordernis der Wahlrechtsreform aufgestellt. 
Sämtliche Mitglieder erklärten sich für eine Vermehrung der Wahlkreise, 
die konservativen Abgeordneten jedoch nur in dem Sinne, daß eine Ver- 
mehrung der Wahlkreise nur der größten Städte einzutreten habe, während 
die liberalen Abgeordneten für eine vollständige Neueinteilung der Wahl- 
kreise unter Wegfall des Unterschiedes zwischen ländlichen und städtischen 
Wahlkreisen sich aussprachen. („Dresdener Anz.“) 
Anfang März. über den Stimmenverlust der Sozialdemo- 
kratie in den Nachwahlen seit 1903 bringt die sozialdemokratische 
Wochenschrift „Die Neue Gesellschaft“ folgende Aufstellung: 
Verlust 
Wahlkreis der Sozial- der bürgerlichen 
demokratie Parteien 
Frankfurt-Lebbss 1410 674 
Mittweida-Limbac 34230 961 
Reichenbach-Auerbach 33334 3239 
Kattowmit 5266 4775 
Gewinn 
der Sozial- der bürgerlichen 
demokratie Parteien 
Schwerin-Wimar ... 210 633 
EisenahH .... 868 1445 
Europäischer Geschichtskalender. XVII. 4
	        
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