Das Heutsee Reich undseine einzelnen Glieder. (Juni Ende. Juli 1.) 247
Danzig) erhalten noch Kolbenmaschinen. Dagegen werden die beiden letzten
Schifse des Etats 1909/10 (Ersatz Hildebrand und Ersatz Heimdall) Tur-
binenantrieb erhalten. Im Jahre 1910 werden die ersten Raten für den
Ersatz der letzten drei Schiffe der Siegfried-Klasse im Etat erscheinen und
im Anschluß daran im Jahre 1911 die ersten Schiffe der Brandenburg-
Klasse zum Ersatz heranstehen. Bereits im Jahre 1911 sinkt nach dem
Flottengesetz die Zahl der jährlich zu bauenden Ersatz-Linienschiffe auf zwei,
vom Jahre 1912 ab sogar auf eins. Der große Kreuzer Blücher, der
am 11. April 1908 auf der Kaiserlichen Werft Kiel vom Stapel lief und
dessen Fertigstellung ebenfalls zum Herbst 1909 zu erwarten ist, hat bei
einer Länge von 152 m, einer größten Breite von 24,5 m und einem Tief-
gang von Zm eine ungefähre Wasserverdrängung von 15500 t. Er ist der
letzte große Kreuzer unserer Marine, der noch mit Kolbenmaschinen aus-
gerüstet wird, da die auf ihn folgenden Schiffe von der Tann, G und H,
die sämtlich bei Blohm & Voß, Hamburg, gebaut werden, Parsons-Tur-
binen erhalten sollen. Mit seinen drei Dreifach-Expansionsmaschinen von
insgesamt 32000 indizierten Pferdestärken soll Blücher eine Geschwindig-
keit von über 24 Knoten erreichen. Die Kesselanlage umfaßt 18 engrohrige
Marinekessel; der normale Kohlenvorrat ist auf 900 t, der Gesamtbunker-
inhalt auf etwa 2300 t bemessen. Die Bestückung besteht aus zwölf 21 cm-
Schnelladekanonen in sechs Türmen, die ebenso aufgestellt sind, wie die
der Nassau, ferner acht 15 cm-Schnelladekanonen und sechzehn 8,8 cm-Schnell=
ladekanonen. Blücher ist also den Schiffen der englischen Invincible-Klasse,
die bei einer Wasserverdrängung von 17500 t eine Bestückung von acht
30,5 cm--Geschützen tragen, weder hinsichtlich seiner Größe noch an Be-
stückung und Geschwindigkeit gewachsen, und es ist daher unrichtig, ihn in
die Liste der Dreadnought= und Invincible-Schiffe aufzunehmen.
Ende Juni. Frauenstudium an deutschen Universitäten.
Im laufenden Sommersemester sind an den Universitäten des Reichs,
die seit Herbst v. J. alle außer Rostock den Frauen zugänglich sind, 1432
Frauen als ordentliche oder außerordentliche Studentinnen eingeschrieben
gegen 1108 im letzten Winter. Davon studieren Philosophie, Philologie
oder Geschichte 699, Medizin 371, Mathematik oder Naturwissenschaften
245, Kameralia 42, Zahnheilkunde 44, Rechts= und Staatswissenschaften
42, evangelische Theologie und Pharmazie je 4. Die noch vor einigen
Jahren überragende Bestandsziffer der Medizinerinnen, die schon im
letzten Winter verhältnismäßig zurückging, ist jetzt von der der Kandidatinnen
des philologischen Lehramts stark überholt worden; auch der Zugang zur
Mathematik und den Naturwissenschaften ist gegen früher erheblich gestiegen.
Mit den 1152 Hörerinnen, die außer den eigentlichen Studentinnen diesen
Sommer an den Universitäten des Reiches zugelassen sind, beträgt die
Zahl der Frauen, die derzeit am Universitätsunterricht teilnehmen, 2584.
1. Juli. (Reichstag.) Zweite Lesung der Novelle zum
Brausteuergesetz.
Nach den Kommissionsbeschlüssen beträgt die Staffel, ab-
gesehen von der Begünstigung kleiner Brauereien, von den ersten 250 Doppel-
zentnern 14 Mark, von den folgenden 1250 Doppelzentnern 15 Mark, von
den folgenden 1500 Doppelzentnern 16 Mark, von den folgenden 2000
Doppelzentnern 18 Mark und von dem Reste 20 Mark. Der Antrag der
Nationalliberalen (Weber) will statt dessen folgende Staffel vor-
sehen: 1 bis 250 Doppelzentner 14 Mark, 250 bis 500 Doppelzentner
15 Mark, 1500 bis 3000 Doppelzentner 16 Mark, 3000 bis 5000 Doppel-