284 Das Dentsthe Reith und seine einzelnen Glieder. (Juli 14.)
minister und die des Unterstaatssekretärs des Innern Wermuth
zum Staatssekretär des Reichsschatzamts, weiter die nachgesuchte
Entlassung des Kultusministers Holle und die Ernennung des
Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg v. Trott zu Solz zum
Kultusminister, schließlich die Ernennung des Unterstaatssekretärs
in der Reichskanzlei v. Loebell zum Oberpräsidenten von Bran-
denburg.
14. Juli. In Rio de Janeiro f der deutsche Gesandte Graf
Emmerich von Arco-Valley, der während des russisch-japani-
schen Krieges deutscher Gesandter in Tokio war.
14. Juli. Handschreiben des Kaisers anläßlich des Rück-
tritts des Fürsten Bülow:
Mein lieber Fürst! Aus Ihrem erneuten Gesuche habe Ich zu
Meinem schmerzlichen Bedauern ersehen, daß Sie entschlossen sind, von
Ihren verantwortungsvollen Aemtern als Reichskanzler, Präsident des
Staatsministeriums und Minister der Auswärtigen Angelegenheiten zurück-
zutreten. So schwer es Mir fällt, auf Ihre bewährte Kraft bei der Lei-
tung der Reichs= und Staatsgeschäfte zu verzichten und das Band ver-
trauensvollen Zusammenwirkens, das Mich so viele Jahre mit Ihnen
verbunden hat, zu lösen, habe Ich doch in Würdigung der gewichtigen
Gründe Ihres Entschlusses geglaubt, Ihrem dringenden Wunsche Mich
nicht länger verschließen zu dürfen. Ich habe daher Ihrem Antrage ent-
sprochen und Ihnen die erbetene Entlassung gewährt. Es ist Mir aber
ein Bedürfnis des Herzens, Ihnen bei dicher Gelegenheit für die Hin-
gebung und Aufopferung, mit denen Sie in den verschiedensten Aemtern
und Stellungen Ihrer ehrenvollen und segensreichen Dienstlaufbahn Meinen
Vorfahren, Mir und dem Vaterlande so hervorragende Dienste geleistet
haben, Meinen wärmsten Dank auszusprechen. Gott der Herr schenke Ihnen
nach einem so taten- und arbeitsreichen Leben noch viele Jahre ungetrübten
Glückes. Indem Ich Ihnen als äußeres Zeichen meiner Dankbarkeit, An-
erkennung und Zuneigung den hohen Orden vom Schwarzen Adler mit
Brillanten verleihe und die Insignien desselben hierneben zugehen lasse,
verbleibe Ich Ihr Ihnen stets wohlgeneigter, dankbarer Kaiser und König
Berlin im Schloß, den 14. Juli 1909. Wilhelm I. R.
14. Juli. Bundesratsadresse an den Fürsten Bülow:
Durchlauchtigster Fürst! Mit tiefem Bedauern nimmt der Bundes-
rat davon Kenntnis, daß Euer Durchlaucht aus der Stellung als Reichs-
kanzler und damit auch aus dem Vorsitz im Bundesrat scheiden. Zwölf
Jahre hat der Bundesrat Euer Durchlaucht als sein Mitglied verehren,
neun Jahre sich Ihrer Leitung erfreuen dürfen. Diesen ganzen Zeit-
abschnitt durchzieht die von Erfolgen gekrönte Wirksamkeit, welche Euer
Durchlaucht als Berater Seiner Majestät des Kaisers auf dem Gebiete
der auswärtigen Politik, in der Ordnung der deutschen Wirtschaftsverhält-
nisse und Handelsbeziehungen und in der inneren Gesetzgebung entfaltet
haben. Nicht minder die sorgliche Pflege, die Sie den Interessen aller
Bundesstaaten angedeihen ließen. Die Sicherheit, bei Euer Durchlaucht
ein gleiches Verftändn, wie für das, was dem Reichskörper frommt, so
auch für die Lebensbedingungen jedes einzelnen Bundesgliedes zu finden,