Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1909. (50)

300 Jos Veutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (August 18.) 
wünsche. Dann aber, als ich vernahm, daß alle Vorbereitungen bereits 
getroffen seien, sagte ich zu. Sie wissen, daß ich in meiner Eigenschaft 
als Reichsbeamter viel mit der Marine und auch mit den Beamten in 
Berührung stand. Es freut mich, daß ich die Beamtenschaft so stark unter 
Ihnen vertreten sehe. Ich bin ja selbst Beamter gewesen und weiß, was 
unser Land an seiner Beamtenschaft hat. In keinem Lande gibt es wohl 
eine Beamtenschaft, die die unsere übertreffen würde. Ich bin fest über- 
zeugt, daß dieser Stand seine bewährten Grundsätze aufrecht erhalten wird. 
Und zur Bekräftigung dessen lassen Sie uns einstimmen in den Ruf: 
Seine Majestät, unser allergnädigster Landesherr, er lebe hoch!"“ 
18. August. (Preußen.) Bei der Landtagsersatzwahl im 
Wahlkreise Diepholz-Syke wird der Landgerichtsdirektor Meyer (nl.) 
in Verden gewählt. 
18. August. (Württemberg.) Staatshaushalt für die Periode 
1909— 1911. 
Es betragen die Ausgaben für 1909/10 96208233 Mark, für 
1910/11 aber 101143941, zusammen also 197352173 Mark. Zur Deckung 
dieses Aufwandes sind bestimmt: 1. der Reinertrag des Kammerguts, der 
für beide Jahre auf 83198 434 Mark veranschlagt ist; 2. die direkten 
Steuern mit einem Ertrag von 56365880 Mark; 3. die indirekten mit 
einem solchen von 57940900, zusammen also an Steuern 114306780 Mark. 
Es ergibt sich also erstens, daß der Staat aus seinem Kammergut etwa ½ 
aller seiner Bedürfnisse bestreiten kann, und zweitens, daß der Ertrag der 
direkten Landessteuern hinter dem der indirekten nur um etwa 1,4 
Millionen zurückbleibt. 
18. August. Zum Streit im Zentrum. 
Der Augustinusverein, dessen Zweck die Pflege der ultra- 
montanen Presse ist, hielt am 18. August in Köln eine Versammlung ab, in 
der der Standpunkt der „Kölnischen Volkszeitung“ durch folgende Resolution 
gebilligt wird: 1. Der Augustinusverein erkennt keinerlei Bedürfnis an, 
eine Definition des Zentrums aufzustellen, da das Zentrum durch sein 
Programm, durch die Erklärungen seiner Begründer und Führer (Pet. 
und Aug. Reichensperger, v. Mallinckrodt, v. Ketteler, v. Franckenstein, 
Windthorst, v. Schorlemer-Alst, Dr. Lieber) sowie durch seine Gesamt- 
tätigkeit seit nahezu 40 Jahren gegen jede Mißdeutung seines Charakters 
und seiner Bestrebungen hinlänglich gesichert erscheint. 2. Sollte sich jemals 
die Notwendigkeit ergeben, das Zentrum zu definieren, so wäre es an 
erster Stelle Sache der geordneten Parteiinstanzen, insbesondere der 
Fraktionen des Zentrums, eine solche Definition in Vorschlag zu bringen 
und zu begründen. 3. Jeder Versuch, an dem politischen nichtkonfessionellen 
Charakter der Zentrumspartei zu rütteln, muß grundsätzlich abgewiesen 
werden. Eine Verwischung dieses Charakters würde die Aktionsfähigkeit 
der Fraktion empfindlich lähmen und es ihr auf die Dauer unmöglich 
machen, vom festen Rechtsboden der Verfassung aus alle ihre großen Auf- 
gaben in unserm Volksleben, insbesondere auch den wirksamen Schutz des 
Rechtes und der Freiheit der katholischen Kirche auf deutschem Boden, 
mit Erfolg wahrzunehmen. 4. Es gehört deshalb zu den vornehmsten 
Aufgaben der Zentrumspresse, solchen Versuchen mit demselben Nachdruck 
entgegenzutreten, wie es seinerzeit die Führer des Zentrums getan haben, 
um immer wieder erneut den politischen nichtkonfessionellen Charakter des 
Zentrums da zu betonen, wo die Zentrumspartei als ein konfessionelles
	        
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