Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1909. (50)

Vas Veuische Reich und seine einzelnen Glieder. (September 4. 6.) 311 
in dieser Provinz, die Ew. Majestät großer Vorfahr gewonnen, zu kräftigen 
und gegenüber feindlicher Agitation den deutschen Besitzstand zu sichern, 
blicken wir dankbar auf zu Ew. Majestät als dem erhabenen Hort jeder 
nationalen, auf die Größe und Einheit des Baterlandes gerichteten Tätig- 
keit. gez. v. Tiedemann, Pohlmann.“ 
Auf dieses Telegramm ist folgende Antwort des Kaisers ein- 
gelaufen: „In dankbarer Anerkennung der Bestrebungen des Deutschen 
Ostmarkenvereins, das Deutschtum auch in der Provinz Schlesien zu kräf- 
tigen und zu fördem, spreche Ich allen zum Deutschen Tage dort ver- 
einten Patrioten für die freundliche Begrüßung meinen wärmsten Dank 
aus. Möge der für die Zukunft und die Größe des deutschen Vaterlandes 
so bedeutungsvollen Arbeit Gottes Schutz und Segen in reichem Maße 
beschieden sein. Wilhelm I. R.“ 
Die Hauptverhandlungsthemata waren: Das Kreditwesen in den 
Ostmarken und die Bodenfrage. Im Südpark fand eine Sedanfeier statt. 
4. September. Das strategische Manöver zwischen der gelben 
und der blauen Flotte fand östlich der Oderbank in Gegenwart 
des Kaisers seinen Abschluß. Der Flottenchef Prinz Heinrich wurde 
zum Großadmiral ernannt. 
5. September. Marine-Ernennungen. 
Bizeadmiral v. Holtzendorff wurde zum Chef der Hochseeflotte, 
Admiral v. Fischel zum Chef des Admiralstabes der Marine, Admiral 
Graf Baudissin zum Chef der Nordseestation, Konteradmiral Pohl zum 
Chef des ersten Geschwaders, Konteradmiral Jacobsen zum Inspekteur 
der Schiffsartillerie. Konteradmiral v. Krosigk wurde in das Marine- 
kabinett kommandiert. 
5. September. (Schandau.) Jahreszusammenkunft des „All- 
deutschen Verbandes“. 
Auf Vorschlag des Dr. Pohl-Essen wird eine Entschließung zur 
Welfenfrage angenommen, die alle welfenfreundlichen Maßregeln in 
Braunschweig scharf verurteilt und verlangt, daß das Herzogtum zum 
Reichsland erklärt wird, da die Einsetzung eines anderen Fürstenhauses 
oder die Bildung einer preußischen Sekundogenitur mit den Inter- 
essen Preußens und des Reiches unvereinbar sei. Die nordschleswigsche 
Frage besprach Landgerichtsrat Dr. Hahn-Flensburg, der darauf hinwies, 
daß eine national unzuverlässige Bevölkerung in dem militärisch schwach 
besetzten Schleswig die Reichssicherheit in Kriegsfällen bedrohe. Er ver- 
langte daher die Verlegung von Grenzgarnisonen nach Schleswig, die auch 
zur Beeinflussung der Gesinnung notwendig seien. Ueber den gegenwär- 
tigen Stand unserer Kolonialpolitik verbreitete sich Professor Dr. Samassa, 
der dem Kolonialamt den Vorwurf machte, daß es, seit Dernburg im Amt 
sei, höchst autokratisch verfahre; dem Staatssekretär fehle für die nationale 
Seite der Kolonialpolitik das Verständnis. Aus der eigentlichen Haupt- 
versammlung des Verbandes verdient Erwähnung, daß der Verbands- 
vorsitzende Rechtsanwalt Claß-Mainz es in seiner Ansprache als wünschens- 
wert bezeichnete, daß Deutschland den Versuch mache, auf die innere Politik 
Oesterreichs Einfluß zu gewinnen. Ein flawisches Oesterreich müsse für 
uns eine Lebensgefahr werden. Man sollte daher annehmen, daß die 
österreichischen Staatslenker von uns dazu gebracht werden könnten, die 
Frage der Behandlung der Deutschösterreicher nicht ausschließlich als innere,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.