322 Das Pentsqhhe Reith und seine eintelnen Glieder. (September 14.)
hier vornimmt. Wir werden daher auch für den Antrag Dittmann
stimmen, daß gemäß dem Beschlusse des Essener Parteitages keine wahl-
taktische Bindung für die Partei vorliegt.“ — Die Resolution Dittmann
wird darauf einstimmig angenommen.
Neben diesen für die innere Entwickelung der deutschen Sozial-
demokratie bedeutsamen Vorgängen haben die übrigen Verhandlungen
des Parteitages nur ein untergeordnetes Interesse. — Die Debatte über
die Hofgängerei der württembergischen sozialdemokratischen Abgeordneten
wird von der Tagesordnung abgesetzt, nachdem die folgende Erklärung
dieser an dem parlamentarischen Ausflug nach Friedrichshafen beteiligten
Genossen verlesen worden war: „Wir haben durch unsere Teilnahme an
dem in Frage stehenden Ausfluge selbstverständlich nicht beabsichtigt, an
einer monarchischen Demonstration mitzuwirken. Soweit diese Auffassung
vorherrscht, beruht sie auf irriger Voraussetzung und mangelhafter Infor-
mation. Hätten wir jedoch annehmen können, daß dieser Ausflug in seinem
weitern Verlauf zu einer monarchischen Kundgebung benutzt werden würde,
so wären wir, den Parteitraditionen entsprechend, die auch für uns maß-
gebend sind, der Veranstaltung ferngeblieben."
Zu der bevorstehenden Reichsversicherungsordnung werden
eine Reihe sozialdemokratischer Forderungen formuliert, und über die Mai-
feier entspinnt sich eine Debatte, die die Gleichgültigkeit der Genossen an
diesem ehemaligen Programmpunkte beweist. Als Ort der nächsten Tagung
wird Magdeburg bestimmt.
14. September. Fürst Bülow erwidert auf eine Anfrage,
ob er das Eisenacher Reichstagsmandat, falls er gewählt würde,
annehmen würde, daß er nach Niederlegung seiner Aemter nicht
mehr in der Oeffentlichkeit aufzutreten wünsche und daher die Kan-
didatur ablehne.
14. September. (Reichstagswahl.) Bei der Ersatzwahl im
Wahlkreis Koblenz-St. Goar wird der bisherige Abgeordnete Senats-
präsident Wellstein (Zir.) in Hamm wiedergewählt.
14. September. Erzherzog Thronfolger Franz Ferdi-
nand von Oesterreich-Ungarn trifft zur Teilnahme an den
deutschen Kaisermanövern in Mergentheim ein.
14. September. (Posen.) Wegen Aufreizung zu Gewalt-
tätigkeiten und Gefährdung des öffentlichen Friedens durch eine
Rede in der polnischen Wählerversammlung zu Polajewo am
20. Januar 1907 verurteilte die Posener Strafkammer den Reichs-
tagsabgeordneten Grafen Mielzynski zu 150 Mark Geldstrafe.
14. September. (Wilmersdorf.) Die preußische Regierung
lehnt die von der Berliner Vorstadt Wilmersdorf aufgestellte
Besoldungsordnung für Lehrer und Lehrerinnen ab, weil die
Skalen zu hoch seien und über die in Berlin üblichen hinausgingen.
Derselbe Bescheid war schon früher an die Stadt Charlottenburg
ergangen.
