Das NVeutsche Reich und seine rinzelnen Glieder. (September 15.—18.) 323
15.—18. September. (Frankfurt a. M.) 22. Hauptversamm-
lung des Vereins deutscher Chemiker.
Unter den Vorträgen erregten allgemeines Interesse die über künst-
liche Edelsteine von Prof. Bauer-Marburg und über indigolde Farbstoffe
und antiken Purpur von Prof. Friedländer-Wien.
16. September. (Bayern.) Nachdem die Landesversamm-
lung der jungliberalen Vereine des rechtsrheinischen Bayerns auf
ihrer Tagung am 11. und 12. September gegen die Parteileitung
den Vorwurf mangelnder Agitation und kraftloser Organisation
erhoben hatte, legt der erste Vorsitzende des Zentralausschusses der
vereinigten Liberalen und Demokraten Bayerns, Landtagsabgeord-
neter Casselmann, sein Amt nieder.
16. September. Kaisermanöver.
Nachdem das Militärluftschiff „M II“ bei den Kaisermanövern von
Anfang an Dienst getan hatte, begibt sich auch das Luftschiff „2 III“ auf
das Manöverfeld, wo es am Mittag des 17. September anlangt, gerade
als der Kaiser die Schlußkritik hielt.
17. September. (Hamburg.) Der Senat lehnt das Er-
suchen des Verlegers Campe, für das Heine-Denkmal einen öffent-
lichen Platz anzuweisen, ohne Angabe der Gründe ab.
17. September. (München.) Der Reichskanzler von Beth-
mann Hollweg trifft aus Anlaß der bevorstehenden Einweihung
der neuen Schackgalerie in München ein.
18. September. Die fünftägigen Kaisermanöver nehmen um
2 Uhr mittags im Taubertal ihr Ende.
18. September. (Heringsdorf.) Der Geh. Kommerzienrat
Dr. jur. Albert Schlutow, Mitglied des Herrenhauses und lang-
jähriger Leiter des Stettiner „Vulkan“", f. 71 Jahre alt.
18. September. Nach einer Mitteilung der „Neuen politischen
Korrespondenz“ soll der Bund der Landwirte seit dem Abschluß
der Reichsfinanzreform 32400 Mitglieder verloren haben. Von der
Leitung des Bundes wird die Zahl auf wenige Hundert angegeben.
18. September. (München.) Bei der Eröffnung der neuen
Schackgalerie hält der Kaiser an den Prinzregenten die folgende
Ansprache:
Wollen Euere königliche Hoheit Mir huldvollst gestatten, Sie in den
neuen Räumen der Schackschen Galerie willkommen zu heißen. Der alte
Gedonsche Bau ist allmählich dem Zahn der Zeit erlegen, und die schöne
Sammlung des Grafen Schack hat in neue Räume überführt werden
müssen! In harmonischer Umgebung und in günstiger Beleuchtung wird
sie sich nunmehr dem Besucher zeigen können. Möge der Münchener, dem
sie ans Herz gewachsen ist, und der Fremde, der in den Mauern der gast-
lichen Kunststadt weilt, Freude und Erhebung beim Studium der Galerie
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