Das Dentsqe Reiq und seine rinteinen Glieder. (Januar 19.) 21
mit den Ratschlägen des verdienten Präsidialrats Hoff aus der Eisenbahn-
verwaltung.
Die zweite Richtung, in der ich vorzugehen beabsichtige, ist die
Herbeiführung einer Vereinfachung der Behördenorganisation zum
Zweck der Zentralisation und einheitlichen Verwaltung der Geschäfte der
Bezirks= und Kreisinstanzen, als notwendige Einleitung zu einer De-
zentralisation der Verwaltung. Unter anderm habe ich ins Auge gefaßt,
den gegenwärtig nicht gerade glücklich organisierten Zustand des Landes-
kultur= und Meliorationswesens einer Aenderung zu unterwerfen.
Die ganze Meliorationstechnik steht nicht den Regierungspräsidenten zur
Verfügung, die das Meliorationswesen im wesentlichen zu bearbeiten haben,
sondern ist dem Oberpräsidenten unterstellt, der gar kein Interesse daran
hot. Hier die Nutzbarmachung der Landesmelioration herbeizuführen, scheint
mir dringendes Bedürfnis zu sein. Dann wird es bei der Abwickelung
der Geschäfte der Generalkommissionen, wie das jetzt im Osten zum Teil
erreicht ist, möglich sein, den Uebergang der Restgeschäfte auf die Beschluß-
und Verwaltungsbehörden herbeizuführen. Ein anderes Gebiet für organi-
satorische Aenderungen ist das der Schulverwaltung. Zur Durchführung
der Dezentralisation, die auch von diesem Hause im vorigen Jahre mit
großer Majorität angeregt und beschlossen wurde, wird es sich darum
handeln, eine Kreisbehörde zu schaffen, welche unter Anknüpfung an
die schon vorhandene Verwaltung die Aufgaben erledigen kann, die von
der Regierung dezentralisiert werden können. Die vorhandenen Faktoren,
an die man anschließen kann, sind der Landrat, der Kreisausschuß, der
Kreisschulinspektor, der Kreisarzt usw. Die Verhandlungen über diese
Fragen schweben noch bei den beteiligten Ressorts. Ich erwarte, daß sie
in nicht zu ferner Zeit an die Organisation herantreten können. Ueber
den Rahmen der Schulverwaltung wird es einem dringenden Bedürfnis
abhelfen, wenn in den Kreisen alle Behörden, die vorhanden sind, durch
dienstliche Anweisungen in Beziehung zur großen Verwaltung gesetzt werden.
(Sehr richtigl) Es muß beim Aushebungswesen eine Vereinfachung des
Beamtenapparates herbeigeführt werden.
Drittens handelt es sich um eine anderweitige Verteilung
der Geschäfte, damit diese fruchtbarer für Land und Volk gemacht
werden. Es wird sich sehr viel an Reisekosten noch sparen lassen können,
wenn die Arbeiten, die die Lokalinstanzen ausführen können, nicht
von der Zentralinstanz ausgeführt werden. (Sehr richtig!) Dazu bedarf
es bei den einzelnen Ressorts der Selbstprüfung. Bei meinem Ressort
weiß ich, daß Arbeit nach unten abgegeben werden kann, und zwar mit
dem sichern Erfolg der Vereinfachung und Beschleunigung und der Ver-
minderung des Schreibwerks unter Stärkung des Verantwortlichkeitsgefühls
der untern Behörden. Dieser Teil der Reform ist bei weitem der schwie-
rigste und inhaltreichste, und es gilt große Schwierigkeiten zu überwinden.
Es wird unerläßlich sein, mit gesetzlichen Maßnahmen vorzugehen. Die
Vorlagen werden in Form von einzelnen Gesetzen an Sie herantreten, da
die Reform im ganzen nicht durchführbar erscheint. Nun hat Herr v. Pappen-
heim hingewiesen auf die Konsequenzen einer Dezentralisation für die
Bewegungsfreiheit des Landrats. Eine Ueberbürdung des Landrats
insofern, daß er in Zukunft mehr an den grünen Tisch gebannt sein soll,
würde ich nicht gutheißen. Ich glaube, das würde eine Verschlechterung
der Verwaltung sein, aber man muß diesen Gegenstand doch nicht zu erust
und zu tragisch nehmen. Kommt ihm doch die genaue örtliche Kenntnis
zustatten. Dann wird er selbst entlastet von Schreibwerk und von den
Berichten, die er heute als commissarius perpetuus der Regierung zu