Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1909. (50)

22 Nas Heutsche Reich und seine rintelnen Slieder. (Januar 19. 20.) 
erstatten hat. Dann wird seine Tätigkeit erleichtert durch den ersten Teil, 
durch die Verbesserung der Geschäftsanweisung, und das Arbeiten wird 
ihm außerordentlich erleichtert durch die engern Beziehungen zu den tech- 
nischen Behörden. Endlich wird er unterstützt werden müssen in dienstlicher 
Beziehung durch die Ueberweisung ständiger und etatsmäßiger Hilfskräfte 
und durch Vermehrung der Bureaukräfte. 
In vierter Richtung endlich wird die Reform sich erstrecken müssen 
auf die Vereinfachung des Instanzenzuges. Hieraus ist eine ent- 
lastende Wirkung zu gewärtigen namentlich für die Selbstverwaltungs- 
behörden. Es ist dies auch geboten im Interesse der Rechtsuchenden, die 
heute einmal dem verwirrenden System von Instanzengängen gegenüber- 
stehen. Diese Reform kann erst den Schluß bilden. 
Dies ist in großen Zügen der Gedanke der Reform. Jeder Eingeweihte 
wird erkennen, daß diese Reform groß und schwierig ist und daß sie mit 
aller Energie durchgeführt werden muß. Dann wird sie zum Segen 
des Landes gereichen, und dazu erbitte ich mir Ihr Wohlwollen und Ihre 
Hilfe. (Lebhafter Beifall.) 
19. Januar. (Reichstag.) Das Gesetz über die Preis- 
feststellung beim Markthandel mit Schlachtvieh wird in dritter Lesung 
angenommen. Die Novelle zum Wechselstempelgesetz geht durch die 
zweite Lesung. Sie soll am 1. April 1909 in Kraft treten. 
19. Januar. Prinz Ernst v. Sachsen-Weimar--Eisenach f#in 
der Heilanstalt Neu-Wittelsbach bei München. 
19. Januar. Budgetkommission des Reichstags. 
Es wird bei der Beratung der einmaligen Ausgaben mitgeteilt, 
daß das Grimmsche deutsche Wörterbuch, für dessen Fortführung in diesem 
Jahr 30000 Mark ausgesetzt sind, in vierzehn bis fünfzehn Jahren voll- 
endet sein wird. Zur Ausschmückung des Reichstagsgebäudes haben sich 
nahezu 800000 Mark aus den Vorjahren angesammelt; es wird angeregt, 
die Hälfte davon in den Etat des Reichstags überzuführen. Das stößt 
auf Widerspruch. Bei dem Titel 400000 Mark als erste Rate für die 
Beteiligung des Reichs an der Brüsseler Weltausstellung 1910 findet eine 
längere Aussprache über die Frage der Weltausstellungen statt. Von 
nationalliberaler Seite wird eine größere Sparsamkeit und Zurückhaltung 
empfohlen, von anderer Seite, auch von sozialdemokratischer, gefordert, die 
Welt nach Berlin zu Gaste zu laden, das sei man der deutschen Industrie 
und dem Ansehen Deutschlands schuldig. — Hur Förderung der Be- 
kämpfung des Typhus sind wieder 200000 Mark eingestellt. Die Erfolge 
sind langsam, aber nachweisbar. Es wird angeregt, daß das Reich sich 
auch an der Krebsforschung durch einen Zuschuß beteiligt. 
20. Januar. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) Am 
dritten Tage der Etatsberatung kommt es zu der sozialdemokra- 
tischen Programmrede und ihrer Beantwortung durch den Finanz- 
minister Freiherrn v. Rheinbaben. 
Heimann (soz.): Unser jetziges direktes Steuersystem ist in seinem 
Aufbau durchaus ungerecht. Den Besitzlosen werden unerschwingliche Lasten 
auferlegt, und die Großgrundbesitzer erhalten Geschenke. Die Festsetzung 
der Arbeitslöhne in der Eisenbahnverwaltung erfolgt nicht nach dem wirt- 
schaftlichen Bedürfnis, sondern, wie der Erlaß des Ministers sagte, unter
	        
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