406 Nas Veuische Reich und seinte einzelnen Glieder. (Dezember 25.—27.)
25. Dezember. (Dresden.) Wirkl. Geheimrat Ernst v. Men-
delssohn-Bartholdy, Chef des Bankhauses Mendelssohn u. Co.
und Mitglied des Herrenhauses, f, 63 Jahre alt.
26.—31. Dezember. (Hamburg.) Der 9. Zionistenkongreß
wird von 600 Teilnehmern, darunter 140 Russen, besucht.
Max Nordau (Paris) betont, daß am Basler Programm, d. h.
an der Schaffung einer öffentlich-rechtlichen, gesicherten Heimstätte für das.
jüdische Volk in Palästina festgehalten werden müsse, daß aber an eine
Lostrennung Palästinas vom ottomanischen Gesamtreich und territoriale
Selbständigkeit nicht zu denken sei. Aus einem Bericht des Professors
Dr. Warburg (Berlin) über die praktische Palästingarbeit geht hervor,
daß noch für lange Zeit die Landwirtschaft, besonders der Oelbaum-, Obst-
und Baumwollbau, der wichtigste Faktor in der Entwickelung Palästinas
sein wird. Im weiteren Verlauf der Verhandlungen werden als Haupt-
hindernisse, die noch zu überwinden sind, das allgemeine Einwanderungs-
verbot für Palästina und die Schwierigkeit für Juden, Boden zu erwerben,
angeführt. Für die nach den Vorschlägen von Dr. Franz Oppenheimer
zu begründenden Arbeitersiedlungsgenossenschaften werden namhafte Bei-
träge gezeichnet.
27. Dezember, Die Verteilung des Wahlrechts bei den preu-
ßhischen Landtagswahlen von 1908 wird in einer Veröffentlichung
des Statistischen Landesamts durch reichliches Zahlenmaterial ver-
anschaulicht:
Die Zahl der Urwähler betrug 1908 7,7 Millionen, auf je 1000
Einwohner kamen 206 Wahlberechtigte, davon 7,87 der ersten und 28,56
der zweiten Abteilung. Die beiden oberen Abteilungen haben also ein
starkes Uebergewicht; von der gesamten Wählerzahl des Staates im Jahre
1888 zählten nur 14,44 v. H. zu den beiden oberen Abteilungen, im Jahre
1908 infolge gewisser Gesetzesänderungen 17,69 v. H. In 2214 Urwahl-
bezirken von insgesamt 29028 wurde die erste Abteilung und in 95 die
zweite von nur je einem Urwähler gebildet.
Der gesamte für das Wahlrecht maßgebende Steuerbetrag unter
Einschluß der nur angerechneten, aber nicht erhobenen Dreimarksteuer be-
trug 1908 599,5 Millionen Mark. Daran waren die Städte mit 412,
das Land mit 187 Millionen Mark beteiligt. Von dieser Gesamtsumme
entsielen auf die erste Abteilung 221, zweite Abteilung 192 und dritte
Abteilung 186 Millionen Mark. Der Stadtkreis Berlin im besonderen
beansprucht von der Gesamtsteuerleistung 64 Millionen Mark, und zwar
die erste Abteilung 23, die zweite Abteilung 20,6 und die dritte Abteilung
20 Millionen Mark. Sehr interessant ist der Einfluß der einkommensteuer-
freien Wähler, der sogenannten Dreimarkwähler, auf das Wahlrecht. Für
diese Wähler kamen insgesamt 10,8 Millionen Mark in Anrechnung, davon
3,3 Millionen in den Städten und 7,5 Millionen auf dem Lande. Von
diesen Wählern konnten trotz ihrer Befreiung von der Entrichtung der
Einkommensteuer 8993 in der ersten Abteilung und 128709 in der zweiten
Abteilung wählen, während 3,4 Millionen von ihnen in der dritten Ab-
teilung verblieben.
Bezüglich der sozialen Zusammensetzung der einzelnen Abteilungen
erhellt aus den Zahlenunterschieden, daß im Staatsgebiete überhaupt wie
auch in Stadt und Land offenbar „plutokratische“ Gestaltungen mit