422 Jie Fkerreichisch-ungarische Monarchie. (April 21.—Juni 8.)
Geiste beseelten tapfern Armee einen festen Rückhalt und die Möglichkeit
geboten haben, den Frieden zu erhalten. Denn auch ein gerechter, unab-
wendbarer Krieg fordert viele Opfer; reichern Segen bringt den VBölkern
ein in Ehren bewahrter Friede.“
21. April. Der österreichische Ministerrat lehnt das Projekt
eines Kartells der österreichischen mit der neuzubegründenden unga-
rischen Staatsbank ab.
26. April. (Wien.) Der deutsche Kronprinz, der auf der Rück-
reise von Bukarest in Wien Aufenthalt nimmt, legt an den Särgen
der Kaiserin Elisabeth und des Kronprinzen Rudolf Kränze nieder.
26. April. (Ungarn.) Ministerpräsident Dr. Wekerle meldet
den Rücktritt des Kabinetts an.
Bei der Ankündigung seines Rücktritts im Abgeordnetenhause kommt
es zu stürmischen Zurufen bei der Erklärung, daß die Regierung nach der
Ablehnung des Kartellbankvorschlages durch die österreichische Regierung
keinen einheitlichen Standpunkt in der Bankfrage mehr habe und darum
die weitere politische Verantwortung nicht übernehmen könne. Auf der
äußersten Linken vernahm man bei dieser Stelle gegen Andrassy gerichtete
Zwischenrufe: Wer ist der Störer der Eintracht? Wekerle bat schließlich
das Haus, sich bis zur Lösung der Krise zu vertagen. Im Namen der
Unabhängigkeitspartei äußerte Hoitsy sein Bedauern über den Rücktritt
des Kabinetts.
4. Mai. Kaiser Franz Joseph begibt sich zur Regelung der
ungarischen Ministerkrise nach Pest.
12. Mai. Kaiser Franz Joseph kehrt nach achttägigen ver-
geblichen Bemühungen zur Lösung der ungarischen Krise nach Wien
zurück, um die Hoffestlichkeiten zu Ehren Kaiser Wilhelms vorzu-
bereiten. (Siehe Deutschland.)
15. Mai. Die ungarische Presse über den Dreibund.
Zu den in Wien gewechselten Trinksprüchen bemerkt der Pester
Lloyd, der Dreibund sei seinen Gegnern in unverwüstlicher Jugendfrische
neu erstanden. „Budapesti Hirlap“ erinnert daran, daß innerhalb der Mon-
archie Ungarn die festeste Stütze des Dreibundes sei. Angenehm müsse in
Ungarn berühren, daß Kaiser Wilhelm des ungarischen Volkes besonders
gedacht habe. Das „Neue Pester Journal“ erblickt in den gestrigen Kund-
ebungen den Beweis, daß der Dreibund stärker sei als je zuvor. Das
Blott „Független Magyarorszag" spricht von einer Wiederauferstehung des
Dreibundes, die es freudig begrüßt. Bloß „Egyetértés“" meint, die in Wien
besiegelte Politik verstoße gegen das Interesse Ungarns, da sie neue
Rüstungen bedeute.
21. Mai. Feier des hundertjährigen Gedenktags der Schlacht
bei Aspern.
7. Juni. Der König von Bulgarien trifft im strengsten
Inkognito in Wien ein.
8. Juni. (Cisleithanien.) Abgeordnetenhaus.
Der Antrag Schusterschitz, der die Politik der bosnischen Agrar-