Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1909. (50)

Die s##rreichischungarische Monarchie. (August 31.— September 6.) 427 
berger! Mit Dank und Freude nehme Ich eure Huldigung entgegen. Sie 
ist Mir Bürge, daß die Liebe zum VBaterlande, die Treue zu Meinem 
Hause, die vor hundert Jahren eure Voreltern zum heldenhaften Kampfe mit 
dem übermächtigen Feinde begeistert hat, auch heute noch in euch ungeschwächt 
fortlebt. Der Erinnerung an jene ruhmvolle und opferschwere Zeit, an jene 
wackeren Männer, die im Jahre 1809 Leben und Gut mutig in die 
Schanze schlugen, um treu bei Meinem Hause zu verbleiben, gilt heute 
vor allem Meine Anwesenheit. Um so mehr erfüllt es Mich mit Genug- 
tuung, bei diesem Anlaß das Gedeihen des Landes zu sehen und Mich 
von eurem Fleiße und eurer Rührigkeit zu überzeugen, durch die sich 
eure Heimat den großen Industriegebieten Meines Reiches ebenbürtig an 
die Seite stellt. Die Förderung dieses Strebens sowie des Aufblühens 
der Landwirtschaft, die für diesen Teil des Landes die Haupterwerbsquelle 
bildet, kann stets Meiner angelegentlichsten Fürsorge sicher sein. Bewahret 
euch die Tugenden eurer Bäter, lehret eure Kinder Gottesfurcht, Liebe 
zur Arbeit und Anhänglichkeit zum Vaterlande, so wird Vorarlbergs Zu- 
kunft gesegnet sein. Gott mit euch!“ 
31. August. Der vom 5. bis 9. September in Wien abzu- 
haltende österreichische Katholikentag wird wegen der nationalen 
Streitigkeiten von der Zentralorganisation auf einen günstigeren 
Zeitpunkt verschoben. 
3. September. (Irredenta.) Bei Haussuchungen, die in 
Trient wegen eines großen Diebstahls bei der Banca Cooperativa 
stattfinden, werden Schriftstücke entdeckt, die eine Anzahl politischer 
Persönlichkeiten in Italienisch-Tirol wegen hochverräterischer Pläne 
bloßstellen. 
3. September. (Wien.) Deutsch-nationale Einspruchversamm- 
lung gegen die tschechischen Vorstöße in Niederösterreich. 
4. September. (Linz.) Versammlung von Abgeordneten des 
deutsch-nationalen Verbandes. 
Die Versammlung, an der Abgeordnete aller deutschfreiheitlichen 
Parteien teilnehmen, begrüßt das tatkräftige Eintreten der Bevölkerung 
Niederösterreichs und Wiens für den rein deutschen Charakter des Landes 
und der Reichshauptstadt und verlangt von der Regierung, daß sie diesen 
Selbstschutz der Deutschen als ihre beste Abwehrmaßregel nicht hindere und 
die von den Landtagen Niederösterreichs, Oberösterreichs und Salzburgs 
beschlossenen Gesetze über die Festlegung der deutschen Unterrichtssprache 
endlich zur Genehmigung unterbreite. Mit den gerechten Forderungen 
der deutschböhmischen Abgeordneten erklärt die Versammlung sich einmütig 
einverstanden und fordert die baldige Einberufung des Reichsrates zur 
Erledigung der dringenden wirtschaftlichen und sozialpolitischen Fragen. 
Sie nimmt die Zurückziehung der Finanzvorlage, besonders der Biersteuer, 
mit Genugtuung zur Kenntnis. Endlich erklärt sie, daß das Schulwesen 
vor allen parteipolitischen Eingriffen und reaktionären Bestrebungen ge- 
schützt werden müsse. 
6. September. Beziehungen zwischen Oesterreich--Ungarn und 
England: 
Das „Fremdenblatt“ schreibt: „Dem erneuten Wunsch, daß die Be-
	        
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