Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1909. (50)

434 Die äöterreichisch- ungarische MsSarchie. (November 3.—Dezember 11.) 
werden. Die Schenkungssteuer soll 1½ bis 12 Prozent betragen. Der 
Mehrertrag aus der Erbschafts= und Schenkungssteuer wird auf 10 Millionen 
Kronen veranschlagt. 
3. November. (Prag.) Eine Versammlung sämtlicher tsche- 
chischer Parlamentarier kündigt wegen der Sprachengesetze der rein 
deutschen Kronländer der Regierung den schärfsten Kampf an. 
10. November. Inhalt der Besprechungen Iswolskis mit 
Aehrenthal in Buchlau. 
Infolge einer Diskussion in den Spalten der „Fortnightly Review“ 
über die Denkschrift vom 19. Juni 1908 richtet der Herausgeber der 
Petersburger „Nowoje Wremja“ an den österreichischen Minister, Grafen 
Aehrenthal, die telegraphische Anfrage, ob die offizielle Petersburger 
Telegraphenagentur mit ihrer Behauptung recht habe, daß eine freund- 
schaftliche Auseinandersetzung zwischen Oesterreich und Rußland über die 
beabsichtigte Annexion niemals stattgefunden habe. Aehrenthal antwortet, 
daß dies dennoch der Fall gewesen sei und sich aus dem Schriftenwechsel 
klar erweisen ließe, wenn beide Kabinette die Veröffentlichung gestatten 
würden. 
11. November. (Ungarn.) Die parlamentarische Unabhängig- 
keitspartei spaltet sich in eine Justhpartei mit 136 Mitgliedern und 
eine achtundvierziger Kossuthpartei mit 84 Mitgliedern. 
15. November. An zehn Generalstabsoffiziere werden als 
Stärkungsmittel Cyankalipillen gesandt, durch deren Genuß einer 
derselben seinen Tod findet. Der Tat verdächtig ist Oberleutnant 
Hofrichter in Linz, der seine Vordermänner beseitigen wollte. 
24. November. (Cisleithanien.) Wiederzusammentritt des 
Abgeordnetenhauses in Wien. Die Tschechisch-Radikalen empfangen 
die Minister mit feindlichen Zurufen. 
1. Dezember. (Ungarn.) Der Ministerrat beschließt, den 
König zu ersuchen, entweder eine endgültige Lösung der Krise auf 
Grund der Vorschläge Wekerles und Andrassys vorzunehmen oder 
die vor zwei Monaten angesuchte Enthebung der derzeitigen Re- 
gierung zu bewilligen. 
9.— 11. Dezember. Politische Enthüllungen gegen die serbisch- 
kroatische Koalition. 
Wegen der Behauptungen des Historikers Dr. Friedjung, daß die 
Leiter der serbisch-kroatischen Koalition von der serbischen Regierung Geld 
für persönliche und politische Zwecke empfangen und illoyale Verbindungen 
unterhalten haben, strengten die Beschuldigten Dr. Tuskau, Vinkowitsch und 
Supilo die Beleidigungsklage an. Dr. Friedjung trat den Beweis für 
seine Beschuldigungen an und verbreitete sich auch über den vielgenannten 
Verein „Slovenski Jug“ (Slawischer Süden), der keineswegs ein harmloser 
slawischer Kulturverein sei, sondern mit Unterstützung der serbischen Regierung 
serbische Propaganda außerhalb der serbischen Grenzen treibe. Die Hälfte 
der Vereinseinnahmen stamme aus der serbischen Staatskasse. Es seien
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.