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15. November. In der Kammer legt Doumer im Namen
der Budgetkommission den Bericht über die letzte Kreditforderung
dieses Jahres für die Expedition in Marokko vor.
Einschließlich dieser 12 Millionen Franks beläuft sich die gesamte
Ausgabe, deren Ersatz Frankreich von Marokko verlangt, auf 69427855
Franks. An Truppen standen am 1. Oktober 1909 im Bezirk von Casa-
blanca 265 Offiziere und 5668 Mann, in Udschda 90 Offiziere und 3120
Mann und im Hoch-Gir im Süden 43 Offiziere und 1624 Mann.
18. November. In der Kammer spricht der Sozialist Jaureès
über die auswärtige Politik. Er erwartet, daß eine Annäherung
zwischen Frankreich, England und Deutschland eintreten und den
Weltfrieden gewährleisten wird. In Bezug auf Elsaß-Loth-
ringen sagt er:
„Es steht niemand zu, über Frankreich zu verfügen. Meine Freunde
und ich haben auf die Revanchepolitik verzichtet. Wir erwarten eine Gut-
machung nur von der friedlichen Entwickelung. Ueber 30 Jahre hat
Elsaß-Lothringen davon geträumt, die Ungerechtigkeit, durch die es deutsch
geworden, könnte wieder gut gemacht werden, es hat jedoch darauf ver-
zichtet, seine Befreiung von der Gewalt zu erwarten und deshalb den
mutigen Entschluß gefaßt, sein Heil in der Selbstverwaltung, auf Grund
seiner Eigenart und innerhalb seiner Grenzen zu beanspruchen, in dem
Bewußtsein, daß sich Frankreich und Deutschland eines Tages über Elsaß-
Lothringen hinweg die Hand reichen würden. Die französische Regierung
verdient Anerkennung für ihre würdige und friedfertige Haltung in der
auswärtigen Politik.“"
22.23. November. (Kammer.) Marokko-Interpellation.
Minister Pichon erklärt, daß es zwischen Frankreich und Spanien
keinen anderen Marokkovertrag gibt als den allgemein bekannten, daß aber
der beiderseitigen Diplomatie nicht untersagt werden kann, auch noch andere
Möglichkeiten ins Auge zu fassen. An die Anleiheverhandlungen mit
Marokko knüpfe die französische Note folgende Bedingungen: Räumung der
Schauja unter der Bedingung der Errichtung einer marokkanischen Polizei-
truppe und Räumung Casablancas, wenn die französische Regierung ein-
gesehen hat, daß die Errichtung der Polizei für die Schauja wirksame Er-
gebnisse gezeitigt hat; weiter eine Polizei an dem marokkanisch-algerischen
Grenzgebiet; Bezahlung der Schulden des Machsens und Rückerstattung
der militärischen Ausgaben. Diese Bedingungen seien von allen als ge-
mäßigt anerkannt worden, namentlich habe auch Deutschland dem Sultan
geraten, sie anzunehmen. „Ich zolle“, erklärt der Minister, „der Redlich-
keit Anerkennung, womit man in Berlin unser Abkommen bestätigt hat.
Es hat sich daraus auch für die europäische Lage eine Abspannung er-
geben, wozu sich jeder beglückwünschen müßte.“ (Lebhafter Beifall.) Marokko
hat im Grundsatz der Anleihe von 90 Millionen und der militärischen
Kostenrechnung von 70 Millionen zugestimmt. Die Uneinigkeit besteht aber
sort über die von uns zu ergreifenden notwendigen Sicherheiten zur Ver-
wirklichung des Geschäftes. Außerdem fordert Mulai Hafdd die sofortige
Räumung Casablancas und der Schauja. Wir haben ihn darauf wissen
lassen, daß es unnütz wäre, die Verhandlungen fortzusetzen, wenn wir keine
befriedigende Antwort erhielten. Für den Machsen ist es nicht ohne Ge-
fahr, in dieser Haltung zu verharren. Wir werden nicht in die sofortige