530 Sialien. (Oktober 25.—Dezember 18.)
seitigen Interefsen der beiden Länder entspricht, sondern auch an dem Werke
des allgemeinen Friedens mitwirken werden. Es ist Mir besonders an-
genehm, hier heute am Jahrestage der Vermählung Eurer Majestäten zu
weilen, und mit dem herzlichsten Empfinden erhebe Ich Mein Glas auf
das Wohl Eurer Majestät und Ihrer Majestäten der Königin Helene und
der Königin Margherita und des ganzen Königlichen Hauses und trinke
auf die Größe und das Gedeihen des schönen Landes der Gastfreundschaft,
die auch Ich in diesem Augenblick genieße.“ Die Musik spielt hierauf die
italienische Hymne.
25. Oktober. Abreise des Zaren um 3 Uhr nachmittags.
11. November. Irredentistische Kundgebung.
Der Kommandeur des 3. Armeekorps Generalleutnant Asinari di
Bernezzo hält in Brescia bei der Uebergabe einer Fahne an das neue
Kavallerieregiment Aquila eine Ansprache, in der er sagte: „Von der
Kaserne hier entfalten sich vor Ihren Blicken die Hügel, die mit dem Blute
unserer Helden getränkt sind, und in ihrem Hintergrunde liegen die noch
nicht wiedergewonnenen Lande (le terre irredente), die auf die
Stunde ihrer Befreiung harren.“ Er erhält deshalb seinen Abschied.
20. November. Ein Schiedsgerichtsvertrag zwischen Italien
und den Niederlanden wird unterzeichnet.
2. Dezember. Weil in die Kommission zur Beratung der
neuen Steuervorschläge sieben oppofitionelle und nur zwei ministerielle
Abgeordnete gewählt wurden, erscheint der Ministerpräsident Giolitti
mit sämtlichen Ministern in der Kammer und erklärt, daß das
Ministerium dem König sein Entlassungsgesuch unterbreitet habe.
Giolitti ist seit Mai 1906 Premierminister.
4. Dezember. Der frühere Minister Alessandro Fortis f im
67. Jahre.
10. Dezember. Das neue italienische Kabinett wird mit
Hilfe der Anhänger Giolittis unter Vorsitz des konservativen früheren:
Ministerpräsidenten Sonnino gebildet.
Es besteht aus den Mitgliedern des konservativen Zentrums: Sonnino
Vorsitz und Inneres, Graf Guicciardini Aeußeres und Salandra Schatz,
den Mitgliedern der Rechten: Luzatti Ackerbau, Rubini öffentliche Arbeiten
und Arlotta Finanzen, den Giolittianern: Bettolo Marine, Santonofrio
Post, Daneo Unterricht, ferner den Senatoren General Spingardi Krieg
und Scialoja Justiz. Der Postdampfer- und Hafendienst soll künftig dem
Marineministerium unterstellt werden. Durch den Ausschluß Martinis und
Finochiaros ist dem Kabinett jede antiklerikale Firbung genommen, so daß
es der Zustimmung der Klerikalen sicher ist. Seine Feinde sind die Radikalen
und die Aeußerste Linke.
18. Dezember. Programm des Kabinetts Sonnino.
In seiner Antrittsrede in der Kammer sagt der Premierminister
Sonnino: „In Sachen der auswärtigen Politik wäre vielleicht jede Er-
klärung überflüssig, wenn man daran denkt, mit welcher Konsequenz und
welcher Einmütigkeit des Urteils das Parlament sich zugunsten der bisher
eingehaltenen Richtung ausgesprochen hat. Die Beziehungen zu den ver-