Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1909. (50)

Belzien. (August 22. — Dezember 14.) 541 
heit, sodann durch die rasche Ausgestaltung der Verkehrsmittel werden wir 
die Zukunft des Kongolandes sichern. Sie haben mich beglückwünscht, Herr 
Bürgermeister, weil ich diese Reise unternommen habe. Ich war der An- 
sicht, daß es meine Pflicht sei, unsere neue Besitzung zu besuchen. Jeder 
Belgier an meiner Stelle hätte dasselbe getan. Ich hoffe, daß diejenigen 
Belgier, die nach dem Kongolande reisen werden, um es kennen zu lernen 
und sich ihm inniger zu widmen, immer zahlreicher werden; und ich habe 
das Vertrauen, daß die Träger der Verantwortlichkeit für seine Zukunft 
nichts vernachlässigen werden, um dem Kongolande und Belgien die Vor- 
teile zu verschaffen, die ihre Verbindung ihnen in Aussicht stellt. 
22. August. Aus Anlaß der 25jährigen Herrschaft der kleri- 
kalen Partei findet in Hasselt eine Volksfeier statt. 
Der anwesende Ministerpräsident Schollaert wird während der 
Feierlichkeiten ausgepfiffen, so daß Schlägereien zwischen Klerikalen und 
Liberalen entstehen und die Gendarmerie eingreisen muß. Es floß viel 
Blut. Die Fahnen der klerikalen Vereine werden vernichtet. Die Polizei 
muß Schollaert als Deckung zum Bahnhof begleiten. 
25. August. Kongostreit. 
In einem Memorandum der Congo Reform Association an den 
englischen Staatssekretär Sir Edward Grey wird gegen die belgische Re- 
gierung Beschwerde erhoben, weil sie im Katangagebiet unter Verletzung 
des Artikels 5 des Berliner Vertrags die Ansiedlung englischer Staats- 
angehöriger verhindere. 
28. September bis 3. Oktober. (Brüssel.) Internationale 
diplomatische Seerechtskonferenz. 
Es sind einundzwanzig Staaten vertreten. Der Entwurf über eine 
internationale Regelung der Rechtsprechung bei Schiffszusammenstößen und 
Hilfeleistung auf See wird in der Fassung von 1905 im allgemeinen an- 
genommen. 
18. November bis 1. Dezember. (Kammer.) Die perfön- 
liche Dienstpflicht wird mit 100 gegen 58 Stimmen angenommen. 
Die Friedenspräsenz wird auf 42 800 Mann festgesetzt. Die Dienst- 
zeit beträgt für die Fußtruppen fünfzehn Monate, für die Reiterei und die 
Spezialwaffen zwei Jahre. Als Ganzes wird der Gesetzentwurf in der 
zweiten Lesung nach stürmischer Debatte mit 104 gegen 49 Stimmen an- 
genommen. 
14. Dezember. König Leopold II. unterzieht sich einer Ope- 
ration wegen Darmverschlingung. 
14. Dezember. (Brüssel.) Die internationale diplomatische 
Konferenz zur Regelung der Waffeneinfuhr nach Afrika beginnt ihre 
Sitzungen. 
14. Dezember. Der Senat beschleunigt, dem Wunsch des 
sterbenden Königs Leopold entsprechend, die Beratung des Militär- 
gesetzes und nimmt die Vorlage mit 71 gegen 22 Stimmen bei 
9 Stimmenthaltungen an. Der König gibt noch an demselben 
Tage seine Unterschrift.
	        
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