558 Rußland. (Februar 17.—22.)
veranlaßter terroristischer Handlungen, darunter die Ermordung des Groß-
fürsten Sergius, des ehemaligen Ministers Plehwe usw., wobei fast alle
politischen Morde und schweren Verbrechen Asew zugeschrieben werden.
Gleichzeitig wird auf die Beteiligung einiger amtlicher Personen an
den genannten Verbrechen hingewiesen, wobei die auf Befehl des Unter-
suchungsrichters erfolgte Verhaftung Lopuschins sogar als Maßnahme gegen
weitere regierungsfeindliche Enthüllungen hingestellt wird. Diese gehässigen
Mitteilungen bestehen fort trotz der amtlichen Erklärungen der Regierung
über die Grundlosigkeit der Blättermeldungen und Gerüchte, wie auch
darüber, daß der verabschiedete Lopuschin zur Verantwortung gezogen wurde
lediglich für seine Enthüllungen vor den Sozialrevolutionären über Asews
Tätigkeit im Bunde mit der Polizei zur Verhütung terroristischer Anschläge.
Bei dieser Sachlage und da die angeführten Gerüchte in der Gesellschaft
vollkommen ungerechtfertigte Aufregung und Mißtrauen erwecken, hält die
Regierung es für ihre Pflicht, abermals rundweg zur allgemeinen Kenntnis
zu bringen, daß keine amtliche Person, darunter auch der in den
Zeitungsartikeln genannte Wirkliche Staatsrat Ratschkowsky und andere
Beamte, nie und in keinerlei Weise an irgendwelchen terroristischen oder
sonstigen verbrecherischen Handlungen der Revolutionäre beteiligt gewesen
sind, daß ferner über Asews Teilnahme an politischen Verbrechen niemals
irgendwelche Hindeutungen an Regierungsbeamte gemacht worden sind.
Eingehende hierauf bezügliche Erklärungen werden von der Regierung in
der Reichsduma gemacht werden als Antwort auf die hierzu eingebrachten
Interpellationen.“
17. Februar. Großfürst Wladimir Alexandrowitsch f in
Petersburg am Herzschlag.
Er war als der dritte Sohn Alexanders II. am 23. April 1847 ge-
boren und seit 1874 mit Maria Pawlowna, einer Tochter Friedrichs Franz III.
von Mecklenburg-Schwerin, vermählt. Er war als Reaktionär und Lebe-
mann bekannt.
17. Februar. Die Duma nimmt das Agrargesetz in erster
Lesung an.
19. Februar. Das Mitglied des Reichsrates Senator Luk-
janow ist zum Oberprokurator des heiligen Synods ernannt worden.
22. Februgr. Fürst Ferdinand von Bulgarien, der zur Be-
erdigung des Großfürsten Wladimir nach Petersburg gereist war,
wird vom Zaren im Winterpalast empfangen und erhält den Gegen-
besuch des Zaren, was als eine prinzipielle Anerkennung der Un-
abhängigkeit Bulgariens angesehen wird.
22. Februar. (Finnland.) Der finnische Landtag, der am
16. Februar zusammengetreten war, wird am 22. bereits wieder
aufgelöst, weil der Präsident Svinhüfvid ein Schreiben des General-=
gouverneurs Böckmann, bei seiner Rede im Thronsaal jede politische
Anspielung zu unterlassen, nicht beachtet hatte.
Der Präsident hatte seine Rede mit den Worten geschlossen: „Finn-
lands Landtag schreitet zu einem Zeitpunkt an seine Arbeit, wo das finnische
Volk von dem Vewußksein bedrückt wird, daß die Vortragung finnischer