Ruslan (Februar 24. - 26.) 559
Angelegenheiten vor unsern hohen Monarchen fortdauernd nach einer Ord-
nung geschieht, die nicht mit den Gesetzen Finnlands übereinstimmt und
in der Praxis verderbenbringend ist. Im Vertrauen darauf, daß die unter-
tänigen Vorstellungen, die der Landtag ebenso wie der kaiserliche Senat
für Finnland schon wegen dieser Ordnung erhoben hat, nicht ohne gnädige
Berücksichtigung bleiben, bittet mich der Landtag Finnlands, durch Ew. Ex-
zellenz Sr. Majestät dem Kaiser und Großfürsten die Gefühle der unter-
tänigen Ergebenheit und Treue des Landtags zu übermitteln.“
24.—26. Februar. (Duma.) Die Fraktionen der Linken, die
Sozialdemokraten und die Arbeitergruppe, bringen zwei Inter-
pellationen über die Asew-Affäre ein.
Der Sozialist Pokrowski nennt mehrere Personen, die von der Re-
gierung als Lockspitzel besoldet wurden. Der Arbeitsgrüppler Wulat legt
die beiden Originalbriefe vor, in denen sich Asew selbst als Urheber vieler
terroristischer Attentate der letzten Jahre, besonders derjenigen gegen den
Fürsten Obolenski, den Großfürsten Sergius und gegen Plehwe bezeichnet.
Nach einer Rede des Kadetten Pergament, welcher Stolypin an-
geist und das von der Regierung beobachtete System des anarchistischen
espotismus verurteilt, nimmt Ministerpräsident Stolypin das Wort.
Er führt folgendes aus: „Die der Interpellation zugrunde gelegten Tat-
sachen widersprechen demjenigen Material, über das die Regierung verfügt.
Die Beschuldigungen ertönten und ertönen noch aus dem revolutionären
Lager. Erwarten Sie von mir keine Verteidigungs= oder Entschuldigungs-
rede. Asew ist ein gewöhnlicher Polizeiagent, dem jetzt nach revolutionären
Angaben eine Reihe von Verbrechen zugeschrieben werden. Was speziell
die Ermordung des Gouverneurs von Ufa und des Ministers Plehwe an-
langt, so war Asews Stellung unter den Revolutionären bis 1906 nicht
einflußreich. Er konnte also bei den Attentaten dieser Jahre weder eine
Rolle spielen, noch sie verhüten. Erst 1906 wurde er Vertreter des Zentral-
komitees und seither sind alle Anschläge des Zentralkomitees fehlgeschlagen
oder aufgedeckt worden. Das Gerücht über ein angeblich 1908 auf den
Zaren verübtes Attentat ist vom revolutionären Zentralkomitee erfunden.
Die im „Matin“ veröffentlichten Enthüllungen von Bakai beweisen gerade
das Gegenteil von dem, was der Verfasser zu beweisen wünscht. Bakai
ist aus dem Dienste der politischen Polizei von Warschau verabschiedet
worden unter dem Verdachte, Erpressungen versucht zu haben (Ausrufe der
Entrüstung im Zentrum). Sofort nach seiner Entlassung ist er in das
Lager der Revolutionäre übergegangen. Burzew ist sogar in England zu
18 Monaten Zwangsarbeit verurteilt und aus der Schweiz ausgewiesen
worden. Als dritter Ankläger der Regierung ist der frühere Poligewirektor
Lopuchin aufgetreten, der Revolutionäre in London empfangen und ihnen
bestätigt hat, Asew sei Polizeiagent. Die Regierung konnte sich gegen
Lopuchins Vertrauensbruch unmöglich duldsam erweisen. Auch Lopuchin
hat keine Kenntnis von den angeblichen Verbrechen Asews gehabt. Darous
folgt erstens, daß augenblicklich keine Gründe vorhanden sind, um Beanate
verbrecherischer Handlungen zu bezichtigen; zweitens ziehe ich daraus den
traurigen, aber unvermeidlichen Schluß, daß, solange der revolutionäre
Terror herrscht, auch der polizeiliche Späherdienst fortbestehen muß. Die
Regierung wird, solange ich an ihrer Spitze stehe, niemals von der Pro-
vokation Gebrauch machen. Das ganze Polizeisystem, welches im Kampfe
mit dem Terror aufgeht, ist nur ein Mittel, um ruhiges Leben und ruhige
Arbeit zu ermöglichen. Das ganze Leben des Volkskörpers muß aufs neue