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anderen Kasernen und von der Jildisbesatzung erhalten sie Verstärkungen.
Sie nehmen um das Parlamentsgebäude und der Hagia Sophia Stellung
und fordern die Studenten der Theologie auf, sich ihnen anzuschließen.
Ein Zug Ulemas, die laut Gebete hersagen, stellt sich bei ihnen ein. Es
stellt sich heraus, daß es eine dem Sultan erwünschte alttürkische Reaktion
gegen die jungtürkische Regierung ist. Der Sultan sendet um 4 Uhr nach-
mittags seinen ersten Sekretär in die Kammer, um das kaiserliche Irade
u verlesen, in dem er die Demission des Kabinetts annimmt und die Be-
solgung des heiligen Scheriatgesetzes verkündet.
Zum neuen Großwesir wird Tewfik Pascha, Botschafter in London,
ernannt, Kriegsminister wird Marschall Edhem Pascha, Minister des Aus-
wärtigen Rifaat Pascha. Die Truppen sperren die Straßen zum Parla-
mentsplatz ab und errichten Barrikaden. Einige Offiziere, die sich den
Meuterern entgegenstellen, der Justizminister und einige Abgeordnete (im
ganzen 20 Personen), werden getötet. Biele Jungtürken flüchten. Mehr
und mehr stellt sich die Menterei als ein Reaktionsversuch des mohamme-
danischen Komitees im Einverständnis mit dem Sultan gegen das jung-
türkische Komitee für Einheit und Fortschritt heraus.
14. April. Die Meuterer setzen eine Proskriptionsliste
auf, auf der sich 100 Militär= und einige Zivilpersonen befinden,
darunter auch der abgetretene Großwesir Hüfsein Hilmi Pascha.
15. April. Das Parlament hält eine schwach besuchte Sitzung
ab. Den letzten Ereignissen wird zugestimmt und den Soldaten
Anerkennung ausgesprochen.
Von dem jungtürkischen Komitee in Janissa geht dem Parlament
eine Erklärung zu, daß der Kabinettswechsel verfassungswidrig war und
daß ein Anmarsch auf Konstantinopel stattfinden würde, wenn das Kabinett
nicht wiedereingesetzt würde.
Vor den Augen des Sultans wird der Kommandant eines Kreuzers
an einen Baum gebunden und mit Bajonetten erstochen.
15. April. In Merfina in Cilicien nehmen die Mohammedaner
für die Ermordung zweier Muselmänner durch Armenier furchtbare
Rache. Das Gemetzel greift nach Adana und Tarsus über. Die
Zahl der Opfer wird auf 15000 geschätzt.
17. April. Nachdem in der Nacht 16 Offiziere der Kriegs-
schule und über 200 andere jungtürkische Offiziere ermordet worden
waren, wird in der Frühe der Generalinspektor der Kavallerie
Izzet Fuad Pascha in seinem Konak umgebracht.
Von Saloniki und Adrianopel aus werden in 4 Militärzügen
2600 Mann nach Tschataldscha, einer kleinen Stadt 71 Kilometer von
Konstantinopel, transportiert. Zwei Kommissionen, die der Sultan an sie
sendet, werden zurückgewiesen. Der aus Berlin herbeigeeilte Militärattachs
Major Enver Bei ist der Leiter des konzentrischen Anmarsches auf Kon-
stantinopel.
19. April. Der Oberstkommandierende der auf Konstantinopel
marschierenden jungtürkischen Armee, General Hussein Husni, er-
läßt folgende Proklamation: