Mittel- und Südamerika. (Oktober 13.—Dezember 16.) 647
13. Oktober. (Nikaragua.) Der Kriegsminister General
Estrada empört sich gegen den Präsidenten Zelaya und errichtet in
der Hafenstadt „Blue Fields“ eine provisorische Regentschaft für
die atlantischen Küstenstaaten.
13. Oktober. In Montevideo und Buenos Aires finden
öffentliche Kundgebungen gegen die Hinrichtung Ferrers statt.
14. Oktober. (Bolivien.) Der Kongreß nimmt den Handels-
vertrag zwischen Bolivien und Deutschland an.
4. November. (Nikaragua.) Die Revolutionäre schlagen
die Truppen des Präfidenten Zelaya bei Lajas und eröffnen sich
den Weg zur Hauptstadt Managua.
11. November. (Nikaragua.) Die Regierungstruppen des
Präßidenten Zelaya nehmen die Stadt Greytown wieder ein.
16. November. (Argentinien.) Wegen einer Bombenexplosion,
die als ein anarchistischer Anschlag auf den Polizeipräsidenten auf-
gefaßt wird, wird über die ganze Republik für die Dauer von sechzig
Tagen der Belagerungszustand verhängt.
18. November. (Nikaragua.) Der Hafen San Juan del
Norte wird von den Regierungstruppen zurückerobert und dem
Handel wieder zugänglich gemacht.
18. November. (Nikaragua.) Intervention der Vereinigten
Staaten.
Wegen der Hinrichtung der beiden Amerikaner Grace und Cannon,
die nach ihrem Geständnis Truppentransportdampfer der Regierung durch
Minen zu versenken versucht hatten, entsendet die Regierung der Ver-
einigten Staaten den Kreuzer „Desmoines“ nach Port Simon und das
Kanonenboot „Bicksburg“" nach Corinto.
14. Dezember. (Nikaragua.) Die Aufständischen unter General
Morales nehmen die Städte Tortugas und Orofi an der Grenze
von Costarica ein und rufen Estrada zum Präsidenten aus.
Dezember. (Brasilien.) Deutsche Arbeiter.
Von 500 deutschen Arbeitern, die sich von der Madeira-Mamore-
Eisenbahngesellschaft in Brasilien trotz aller Warnungen auf ein Jahr
hatten anwerben lassen, kehrt die größere Zahl auf Reichskosten nach
Deutschland zurück, nachdem in der ungesunden Gegend am oberen Ama-
zonenstrom viele erkrankt und 15 gestorben waren.
16. Dezember. (Nikaragua.) Der Präßident Zelaya teilt
dem Kongreß mit, daß er sein Amt niederlege.
Gleichzeitig kabelt er an den Präsidenten Taft, daß er zurücktrete,
um Nikaragua in Stand zu setzen, die freundschaftlichen Beziehungen zu
den Vereinigten Staaten wiederaufzunehmen. Er beabsichtige, seinen guten
Willen zu beweisen, Nikaragua zu verlassen und sei bereit, über seine
Regierungshandlungen Rechenschaft abzulegen.