Isien. (Juni 24. —Juli 4.) 673
kabinett antwortete beruhigend und sandte nach London und Petersburg
Depeschen mit der Forderung der Zurückziehung der fremden Truppen,
sonst sei die Sicherheit der Europäer gefährdet.
24. Juni. (Persien.) In Meschhed findet ein Straßenkampf
zwischen russischen Kosaken und Revolutionären statt.
Als drei Kosaken von dem Wachtkommando auf der Russischen
Diskontobank mit Proviant dorthin zurückkehren wollen, wird ihnen dies
von den Revolutionären, die dort Barrikaden errichtet haben, verwehrt.
Der russische Generalkonsul ordnet daher an, daß der Befehlshaber der
Konsulatswache die drei Kosaken mit Proviant nach der Bank bringen lassen
soll. Zwei Offiziere mit 40 Kosaken und einem Maschinengewehr erhalten
den Befehl dazu. Unterwegs stoßen sie auf eine Barrikade, auf der sich
etwa 80 bewaffnete Revolutionäre befinden. Nach halbstündiger, erfolg-
loser Unterhandlung mit den Revolutionären, die sich weigern, die Kosaken
durchfulassen, eröffnen diese das Feuer und bahnen sich den Weg zur Bank.
Sie kehren ohne Verlust zurück.
26. Juni. (Persien.) Das bereits in Druck befindliche
Wahlgesetz wird auf Befehl des Schahs zurückgezogen, da die
Provinzkomitees seine Annahme verweigern. Die Verfassung ist
damit wieder auf ganz ungewisse Zeit hinausgeschoben.
27. Juni. (Persien.) Der Schah sendet seinen Harem nach
Teheran und läßt alle Munition nach Sultanabad schaffen.
28. Juni. (Persien.) Nationalistische Partei.
Die Partei Asis el Mülks fordert vom Schah die Entlassung Saad
ed Daulehs und des von fremden Gesandtschaften empfohlenen Kabinetts,
an dessen Stelle ein Kabinett aus der Mitte der Partei mit diktatorischen
Vollmachten zu treten habe.
29. Juni. (Persien.) Die russische und die englische Re-
gierung lehnen einen neuen Anleihevorschußversuch des Schahs ab,
da keine Gewährleistung durch eine Verfassung vorhanden sei. Der
russische und der englische Konsul versuchen die Bachtiaren in Kum
von ihrem weitern Vorgehen gegen Teheran abzuhalten. Die Kas-
winer Nationalisten setzen ihren Vormarsch fort.
Ende Juni. (China.) In Peking ist der Vizekönig von
Tschihli Jangschihfiang gestorben.
An seine Stelle tritt Tuangfan von Nanking, nach Nanking kommt
Tschangjentschün von Kanton. Nach Kanton kommt Juanschuhsün von
Schantung, nach Schantung der frühere Berliner Gesandte Sun Paoki.
Am wichtigsten ist, daß Tuangfang endlich nach Tientsin, also in die Nähe
der Reichshauptstadt, kommt. Er ist nach Juanschikais Sturz wohl der
bedeutendste der chinesischen Staatsmänner, hat sich auch während der
Boxerunruhen als Gouverneur von Hupeh den Europäern und Missionaren
freundlich gezeigt. Als Mitglied der chinesischen Studiengesandtschaft nach
Europa hat er sich überall Freunde erworben. Tschangjentschün ist von
dem Tatsumaru-Zwischenfall her ein Japanerfeind.
4. Juli. (Japan.) Wegen Bestechungen durch den Zucker-
Europäischer Geschichtskalender. IL. 43