Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1909. (50)

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zu Deutschland wurde durch die Vermählung des Prinzen Harald 
von Dänemark mit der Prinzessin Helena von Schleswig-Holstein- 
Sonderburg-Glücksburg bekräftigt. Der Versuch, das administrative 
Verhältnis Islands zu Dänemark abzuändern, schlug fehl; die 
dänische Regierung ließ sich durch den Hinweis der isländischen 
Unabhängigkeitspartei, daß die Insel eigentlich eine norwegische 
Gründung sei und sich zu dem jetzt freien Norwegen hingezogen 
fühle, zu keinen weiteren Konzessionen als der Abordnung eines 
auf Island residierenden Ministers bestimmen. — An inneren 
Fragen war das Jahr 1909 für Dänemark sehr fruchtbar. Die 
Pläne der Landesverteidigung werden nach langen Kämpfen und 
nach einem Ministerwechsel vom Folkething und Landsthing an- 
genommen. Aber der Eintritt des früheren Ministerpräfidenten 
Christensen, der die Veruntreuungen Albertis nicht verhindert hatte, 
führte zu einer Kundgebung, infolge deren erst dieser und dann 
das ganze Kabinett des Grafen Holstein seine Entlassung nahm. 
Darauf wird ein radikales Ministerium Zahle gebildet, das durch 
seine abweisende Haltung gegenüber den herkömmlichen Vorschriften 
über Titel, Rang, Uniformen und Ordensauszeichnungen von sich 
reden machte. Auch Schweden hatte einen Ministerwechsel. Viel 
bedeutsamer war aber der allgemeine Arbeiterausstand, der zur 
Absage des in Stocklolm anberaumten Weltfriedenskongresses führte 
und mit einem Siege der Arbeitgeber endete. In Norwegen 
brachten die Wahlen der Sammlungspartei das Uebergewicht über 
die konsolidierte Linke und eine geringe Majorität im Storthing. 
Damit wurde die weitere Förderung der Landsmaalbewegung durch 
die Gesetzgebung des Landes zweifelhaft. 
Während Rußlands auswärtige Politik in der Balkankrifis 
zurückwich und in der kretischen Frage den status quo festhielt, 
machte sie im Bunde mit England in Perfien (s. unten) beachtens- 
werte Fortschritte. Im Innern kommen nebeneinander reaktionäre 
Einwirkungen auf den Zaren, brutale Russfifizierungstendenzen, 
Symptome der unergründlichen Korruption und erstaunliche Be- 
weise materiellen Fortschritts zum Vorschein. Der Salon der 
Gräfin Ignatiew wird als Herd der Reaktion in den einflußreichen 
Hofkreisen angesehen; in außergewöhnlichen Gnadenakten und Sym-
	        
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