78 Das Dentsqe Reit anb seine einelnta Glieder. (Maͤrz 1.)
sind gegründet worden, und ich muß die dänische Agitation als skrupellos
bezeichnen, weil sie den Keim der politischen Verhetzung schon der heran-
wachsenden Jugend einpflanzt. Man schickt die nordschleswigschen Bauern-
söhne in das Nachbarland, so daß sie ihrem Baterlande mehr und mehr
entfremdet werden müssen. Neuerdings verlautet sogar von einem Vor-
stoß nach dem Süden, um auf die deutschen Teile des Kreises Flensburg
einzuwirken. Die im vorigen Jahre von mir an dieser Stelle ausge-
sprochene Erwartung, daß sich die dänischen Protestler von der Aussichts-
losigkeit ihrer deutschfeindlichen Bestrebungen selbst überzeugen möchten,
hat sich zu meinem lebhaften Bedauern nicht erfüllt; im Gegenteil, man
ist hier und da zu der Form der wirtschaftlichen Aechtung übergegangen.
Um so stärker empfindet die Regierung die Verpflichtung, den be-
drängten Deutschen in der Abwehr der feindlichen Elemente tatkräftigen
Beistand zu leisten. gurrifollh Die Volksgenossen dänischer Zunge mögen
es sich gesagt sein lassen, daß sie in ihrem Anteil an der staatlichen Für-
sorge in keiner Weise sollen beschränkt sein. Wir müssen aber von ihnen
erwarten, daß sie sich gänzlich und unzweideutig lossagen von denjenigen
Elementen, welche blinden Haß gegen alles Deutsche und Unruhe und
Zwiespalt hineintragen in eine von Natur friedfertige und gewerbetreibende
Bevölkerung, um sie planmäßig zu verhetzen. Wir wollen der eingeborenen
Bevölkerung die durch das Besitzergreifungspatent zugesicherten Rechte
ihnen und ihren Nachkommen gewährleisten. Wir wollen dem Ausdrucke
berechtigter Eigentümlichkeit nicht entgegentreten, sie müssen sich aber davon
lossagen, unfruchtbare politische Ziele ins Auge zu fassen, die mit der
historischen Gestaltung der staatsrechtlichen Berhältnisse nicht vereinbar zu
machen sind. Solchen Bestrebungen, wo immer sie hervortreten, wird die
Staatsregierung unter Wahrung ihres Hausrechts mit starker Hand ent-
gegentreten.
1. März. (Berlin.) Hundertjahrfeier des Kriegsministeriums.
Der Kaiser hält im Festsaale des Kriegsministeriums folgende
Ansprache.
Auf den Schlachtfeldern von Auerstedt und Jena hatte sich das
Geschick Preußens erfüllt; in Tilsit ein Friedensvertrag von grausamster
Härte die Niederlage besiegelt; zerstört durch den Krieg das Heer des
großen Königs. Aus unzähligen Wunden blutend, lag Preußen am Boden,
seiner Macht und seines Ansehens im Rate der Völker beraubt. Fast
ohne Hoffnung war die Zukunft; drückender denn je lastete um die Wende
des Jahres 1808 die Hand des Eroberers auf dem verstümmelten Staate.
Im Besitze der wichtigsten Festungen, stand der Feind in dem gemarterten,
unter der Bürde unerschwinglicher Kriegsauflagen zusammenbrechenden
Lande. Noch war der Wiederaufbau des Heeres nicht zu Ende geführt.
Drohend erhoben sich neue Kriegswetter, die auch für Preußens Schicksal ent-
scheidend werden konnten. In dieser Zeit tieffter Demütigung rief Mein in
Gott, ruhender Herr Urgroßvater, weiland König Friedrich Wilhelms III.
Majestät, das Kriegsdepartement mit der Bestimmung ins Leben, daß zu
dem Geschäftskreis dieser Behörde alles gehören solle, was auf das Militär,
seine Verfassung, Errichtung, Erhaltung und den von solchen zu machenden
Gebrauch Bezug hätte, ein Entschluß von unermeßlicher Tragweite; denn
bisher hatte das Heer der einheitlichen Leitung und Verwaltung entbehrt.
Würde die neue Schöpfung sich bewähren und dauernd ihren Aufgaben
gerecht werden können? Es gereicht Mir zur wahren Genugtuung, heute,
an dem Tage, an welchem vor hundert Jahren das Kriegsministerium