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und unsere Industrie ohne auch nur vorübergehende Störungen über den
kritischen Tag, 7. Februar, hinaus Verhältnisse zu ermöglichen, von denen
wir hoffen, daß sie einer gewissen Stabilität nicht entbehren werden.
Der Präsident eröffnet die Diskussion. Eine Wortmeldung liegt
nicht vor. Die erste Lesung ist beendet. Es wird sofort in die zweite
Lesung eingetreten. Auch hier wird von keiner Seite das Wort gewünscht. Das
Handelsabkommen wird zur Abstimmung gestellt und einstimmig angenom-
men. Der Präsident macht den Vorschlag, in einer schon nach einer Viertel-
stunde zu eröffnenden neuen Sitzung auch die dritte Lesung vorzunehmen.
5. Februar. Die aufgelegten Reichs= und preußischen Staats-
anleihen (siehe 29. Januarl) werden um 200 Millionen Mark
überzeichnet.
6. Februar. Wahlrechtsdemonstrationen.
Nicht nur in vielen Städten Preußens, sondern auch in Braunschweig
und Nürnberg finden Demonstrationen gegen die Wahlrechtsvorlage statt.
6. Februar. (Elsaß-Lothringen.) Ausweisung des Abg.
Blumenthal aus der liberalen Landespartei.
Der Parteivorstand und die Liberalen des Landesausschusses er-
klären es wegen des gebotenen Kampfes gegen das Zentrum für unmöglich,
daß der Abg. Blumenthal, der bei der Etatsdebatte in ver Kompetenzfrage
eine für das Zentrum wohlwollende Neutralität gewahrt hatte, länger in
der liberalen Landespartei verbleibe.
6. Februar. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) Stärke
der Parteien.
Das vollbesetzte Haus zählt 443 Mitglieder. Davon sind 152 Konser-
vative, 60 Freikonservative, 65 Nalionalliberale, 37 Feisinnige, 6 Sozial-
demokraten, 104 Mitglieder des Zentrums, 15 Polen.
7. Februar. (Reichstag.) Denkschrift über Militärbekleidungs-
wesen verlangt.
Da in der Budgetkommission von den vielfachen Bestellungen von
unnötigem Ausrüstungsmaterial für die Expedition in Südwest-Afrika die
Rede war und für 20 Millionen Mark blaues Militärtuch aus ihnen noch
jetzt vorhanden ist, so bringen die Nationalliberalen zur zweiten Lesung
des Militäretats den folgenden Antrag Bassermann ein: Der Reichstag
wolle beschließen: den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, dem Reichstage
bis zur Vorlegung des Etats für 1911 eine Denkschrift über die Organi-
sation des Militärbekleidungswesens sowie über die Kosten der Verwaltung
und Herstellung der Bekleidungsstücke nach dem früheren und dem jetzt in
der Einführung begriffenen System zugehen zu lassen.
8. Februar. (Leipzig.) Prof. Dr. Richard Wülker, bekannt
durch seine Werke über englische Literatur, f, 65 Jahre alt.
8. Februar. Revisionismus und Wahlrecht.
In den „Sozialistischen Monatsheften“ tritt der sozialdemokratische
Abg. Dr. Leo Arons für ein Krompromiß der gesamten Linken von Fried-
berg bis Liebknecht ein. Er empfiehlt, die Einführung der geheimen
Abstimmung und der Proportionalwahl, sowie eine neue Wahlkreis-
einteilung durch einen „mäßigen Abstrich von der unbedingten Gleichheit"
zu erkaufen.