Das Neesche Reich nad seine eintelnen Glieder. (März 5.) 159
Budgetkommission habe ich die Zahlen genannt. Neuerdings ist Thyssen
aufs neue an uns herangetreten. Die Kautelen, die er von der Marine-
verwaltung verlangt, sind sehr viel strammer als die Krupp zugestandenen.
In einem ersten Schreiben fragte Tyyssen nach den Preisen, die wir be-
zahlt haben. Ich hatte Krupp im allgemeinen zugesichert, die Preise, die
wir zadlen, mit Rücksicht auf sein Auslandsgeschäft nicht öffentlich zu sagen.
Ich habe aber doch dem Konkurrenten gegenüber mich verpflichtet gefüylt,
die Preise mitzuteilen. Darauf erhielt ich ein zweites Schreiben von Thyssen,
das keineswegs die Freudigkeit atmete, in die Konkurrenz einzutreien, die
aus dem ersten Schreiben hervorging. Er erklärte, die Aufnahme der
Fabrikation könnte erst geschehen, wenn ihm auf die Dauer von mindestens
zehn Jahren die Lieferung von mindestens ein Drittel des jeweiligen
Bedarfs fest übertragen würde. Seine Forderungen liefen darauf hinaus,
daß 1915 der Trust da sein sollte. Auf die Bedingung, daß der Vertrag
hinfällig sein sollte, falls die Marine besseres Material von anderer Seite
erhielt, bedauerte Thyssen, nicht eingeben zu können. Die Marineverwaltung
sollte sich also binden, zehn Jahre lang keine besseren Panzerplatten zu
akzeptieren. Der Vorwurf, daß das Reichsmarineamt Krupp begünstige,
besteht nach alledem nicht zu Recht. Die Siellung Krupps hat sich heiaus-
gebildet seit einem Menschenalter. Damals ist Krupp gegen seinen Wunsch
von seiten der Reichsregierung gedrängt worden, Panzerplatten zu produ-
zieren, damit wir nicht genötigt wären, vom Ausland zu beziehen. Darauf
ist Krupp eingegangen, und daraus hat sich die Sache weiterentwickelt.
Es kommt doch darauf an, was, im ganzen genommen, für das Geld, das
das Hohe Haus der Marineverwaltung zur Verfügung gestellt hat, geleistet
worden ist. Ich glaube, daß wir mit der Leistung, der Kriegsleistung,
die für dieses Geld tatsächlich gemacht worden ist, zufrieden sein können.
Wenn wir diese Leistungen mit denen anderer Staaten vergleichen, so spielt
die deutsche Marine dabei keine schlechte Rolle.
Abg. Gans Edler Herr zu Puttlitz (P.): Ich möchte zunächst
der Freude darüber Ausdruck geben, daß die Wogen des Kampfes, der vor
Jahresfrist zwischen Deutschland und England über die Flottenrüstungen
tobte. sich mehr und mehr geglättet haben. Unsere Flotte soll den Frieden
sichern helfen und uns ermöglichen, im Frieden vorwärts zu kommen. Die
Stärke der deutschen Wehrkraft, die une jetzt einen 40jährigen Frieden
verichafft hat, ist auch in unserer Flotie verkörpert. Der Streit der
Meinungen über den Wert der Flolte ist immerhin nicht ergebnislos ge-
wesen: er hat klärend gewirkt. Im ganzen ist der für die Schaffung der
Flotie eingeschlagene Weg der richtige gewesen; auch zur Verteidigung
brauchen wir Linien= und Schlachtschiffe. Andere Flotten, wie die franzö-
sische, find unserm Beispiel gefolgt, während wir andererseits von den
Franzosen in Bezug auf die Unterseeboote gelernt haben. Wir bringen der
Marineverwaltung nach wie vor Vertrauen entgegen. Dieses Vertrauen
ist in den letzten Jahren an vielen Siellen der Bevölkerung verringert und
erschüttert worden. Es ist aber mehr getadelt worden, als zu tadeln war.
Defraudationen höherer Beamter haben auch in dem Kieler Prozeß nicht
nachgewiesen werden können. Die Kommission hat anerkennen müssen, daß
theoretisch gegen den Betrieb nichis einzuwenden sei. Daß in der Prax's
Mängel und Unregeimößigkeiten vorkommen müssen in einer so großen
Verwaltung, hat der Staatssekreiär selbst zugegeben. Der Betrieb leidet
eben daran, daß er ein Staatobetrieb ist und bleibt. Es handelt sich hiec
um schnell wechselude und schnell auszuf hrende Aufgaben. Da ist mit
dem Worte „kaufmännisch“ nich!t viel anzufangen; die freie Hand und das
Wirken für das eigene Portemonnaie konnen wir eben unseren Werft-