D Neische Keich und seine einzelnen Glieder. (September 22.—24.) 351
Blick nach vorwärts richtet, hat eine Zukunft. „Lassen Sie uns alle, meine
Herren, ob Eingeborene oder Eingewanderte, unter gegenseitiger Achtung der
besonderen Stammesart in gemeinsamer Arbeit die Wohlfahrt des Landes und
des Reiches fördern, indem wir gleichzeitig aufreizende, die friedliche Ent-
wicklung störende Bestrebungen ernst und sachlich zurückweisen. Stellen
Sie, meine Herren Einheimische, sich stets auf den Boden der gegebenen
nationalen Verhältnisse; denn auf diesem Boden allein kann sich die Aus-
gleichung noch vorhandener Gegensätze nach und nach vollziehen. Auf ihm
allein gedeiht der gesunde Fortschritt und der innere Friede. Auf ihm
allein kann einst das von Ihnen ersehnte Endziel erreicht werden.“
2. September. (Elsaß-Lothringen.) Taktlosigkeiten des
Vereins „Souvenir français“.
Die „Straßburger Post“ gibt eine Uebersicht der Taktlosigkeiten, die
der Verein „Souvenir français“, der die Pflege der Kriegergräber von 1870
zur Aufgabe hat, sich in diesem Jahr erlaubte. U. a. bedient er sich eines
von Ort zu Ort geschleppten Katafalks; dieser wird mit dem von Metzer
Damen gestifteten blau-weiß-roten Bahriuch ausgeschlagen, oben darauf
liegen französische Kriegswaffen, Säbel und Pistolen, und zu beiden Seiten
die Galauniform eines französischen Infanteristen und eines französischen
Kürassiers.
22. September. (Berlin.) Aussperrungsbeschluß der Metall-
industriellen.
Der Gesamtvorstand deutscher Metallindustrieller beschließt, am
8. Oktober 60 Prozent der Arbeiter auszusperren, wenn bis dahin die
Streitigkeit in der Werftindustrie nicht beigelegt ist. Davon werden 250000
Arbeiter betroffen. Die Kündigung richtet sich in erster Linie gegen die
sozialdemokratisch-organisierten Arbeiter und die Mitglieder der Hirsch-
Dunckerschen Gewerkschaften.
23. September. (Hannover und Leipzig.) Streikbeschluß
der Metallarbeiter.
Die Metallarbeiter beschließen, falls die Aussperrung von 60 Prozent
durchgeführt werden sollte, allgemeine Arbeitseinstellung in den ausgesperrten
Betrieben.
23. September. Der „Reichsanzeiger“ macht bekannt, daß
der Kaiser den Botschafter Fürsten Radolin abberufen und „seinem
Antrage gemäß in den Ruhestand versetzt“ habe. (Vgl. Frankreich
12. Sept.)
24. September. (Berlin.) Eingabe des Magistrats an den
Reichskanzler um Maßnahmen zur Linderung der Fleischnot.
Die Eingabe hebt hervor: Namentlich müsse frisches gekühltes Fleisch
aus Argentinien eingeführt werden. Da statistisch bewiesen sei, daß der
mittlere und kleinere ländliche Besitz in weit höherem Maße als der Groß-
grundbesitz an der Viehzucht beteiligt sei, müsse eine Wirtschaftspolitik im
Interesse dieser kleineren und mittleren Besitzer eingeschlagen werden, damit
dieser Besitz dem Großgrundbesitz gegenüber konkurrenzfähig werde.
24. September. (Homburg v. d. H.) Der Wiedererbauer der
Saalburg Geh. Baurat Louis Jacobi f im 75. Lebens jahr.