28 Das Penisthhe Reith und seine einjelnen GSlieder. (Januar 13. — 15.)
amtlichen Pflichten kommen. Gewisse Grenzen seien hier gezogen. Geith
habe in dieser Richtung aber sich nichts zuschulden kommen lassen, deshalb
sei auch kein Anlaß gewesen, gegen ihn den Disziplinarweg zu beschreiten.
13. Januar. (Reichstag.) Sieg der Dernburgischen Dia-
mantenpolitik.
In der Budgetkommission begründet Abg. Erzberger (3.) den
Zentrumsantrag: „Bergwerkssonderberechtigungen und Landkonzessionen
sind vor der Verleihung dem Bundesrat und Reichstag zur Genehmigung
vorzulegen“, zieht ihn aber nach den Ausführungen des Kolonialsekretärs
zurück. Zum Schluß der Besprechung stellt der Berichterstatter die all-
gemeine Anerkennung dieser Kolonialpolitik des Herrn Dernburg fest und
beantragt Genehmigung der südwestafrikanischen Einnahmeposten und des
Nachtragetats mit zusammen 5,3 Millionen Mark. Der Korreferent schlägt
vor, über die Lüderitzbuchter Petitionen zur Tagesordnung überzugehen,
um nicht schärfer zu werden. Die Budgetkommission beschließt dies ein-
stimmig.
14. Januar. Im Staatsarchiv zu Münster wurden Text
und Noten von drei Liedern von Walther von der Vogelweide und
eines Fragments eines Liedes eines anderen Dichters auf dem Um-
schlag zu einer Rechnung vom 16. Jahrhundert ausfgefunden. Es
handelt sich um Abschriften aus dem 14. Jahrhundert.
14. Jannar. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) Der
Abgeordnete Noeren hat mit Unterstützung der Zentrumsfraktion
folgenden Antrag eingebracht:
Die königliche Staatsregierung ist aufzufordern, Masnahmen zur
Herbeiführung eines wirksameren Schutzes gegen die schweren Schädigungen
zu treffen, die unserem Volksleben durch die zunehmende Verbreitung der
össentlichen Unsittlichkeit und insbesondere der heranwachsenden Jugend
durch das Ueberhandnehmen der Pornographie und Schundliteratur zu-
gefügt werden.
15. Januar. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) Ctats-
debatte. Das frühere Präsidium v. Kröcher (K.), Dr. Porsch (Z.)
und Dr. Krause-Königsberg (Nl.) wird durch Zuruf wiedergewählt.
Dann wird auf Antrag des Abg. Kirsch (3.) die Kattowitzer Affäre
aus der Etatsdebatte ausgeschaltet.
Abg. v. Pappenheim (K.): Dem Ministerpräsidenten habe ich im Auf-
trage meiner Freunde zu erklären, daß auch wir uns der Hoffnung hin-
geben, daß wir mit ihm auf dem Wege sachlicher Erwägungen zum Wohle
des preußischen Staates arbeiten werden. Seine reichen Kenntnisse der
preußischen Verhältnisse und Bedürfnisse werden es ihm, davon sind wir
überzengt, ermöglichen, auch in seiner neuen Stellung zum Nutzen Preußens
zu wirken. Wir wünschen und hoffen dies um so mehr, als wir der Ansicht
sind, daß das Gedeihen Preußens und die Erhaltung seiner Machtstellung
im Reich die sicherste Gewähr für die Erhaltung eines starken Deutschtums
ist. Die außerordentliche Inanspruchnahme des Ministerpräsidenten durch
seine Geschäfte als Reichskanzler lassen es mir zweifelhaft erscheinen, ob er
imstande sein wird, im preußischen Staatsministerium dauernd so zu wirken,