494 Spanien. (Oktober 29.—Dezember 31.)
29. Oktober. (Kammer.) Der Gesetzentwurf zur Abschaffung
des religiösen Eides wird mit großer Majorität angenommen.
4. November. Der Senat nimmt das Sperrgesetz mit 149
gegen 85 Stimmen an.
5. November. (Madrid.) Einweihung des neuen deutschen
Schulgebäudes in Gegenwart des Prinzen Louis Ferdinand von
Bayern.
16. November. Marokkanische Kriegskostenentschädigung.
Die Entschädigungssumme, die Marokko an Spanien für den Rif-
feldzug zu zahlen hat, wird durch Zugeständnis des Bevollmächtigten
El Mokri auf 65 Millionen Franks festgesetzt und mit 83 Prozent verzinst.
Die Abzahlung soll in 75 Jahren erfolgen. Das Gebiet von Melilla wird
um 30 qkm erweitert. Ceuta und Melilla erhalten spanische Zollstationen.
19. November. (Cortes.) Kirchliche Politik der Regierung.
Ministerpräsident Canalejas führt aus, daß das Sperrgesetz die Ein-
leitung zu einem Vereinsgesetz und zur Schulreform sei. Er legte von neuem
das unverbrüchliche Bekenntnis ab zur Glaubens= und Kultusfreiheit
und zu dem Recht Spaniens auf ein modernes, von kirchlichem Druck un-
abhängiges Volksdasein, was stürmischen Beifall auf der Linken hervorrief.
5. Dezember. Das Kriegsministerium gibt seine Bedenken
gegen die Einführung der Normal- Spurweite auf den spanischen
Eisenbahnen auf.
16. Dezember. (Kammer.) Erhöhung der Friedenspräsenz-
stärke des Heeres um 25.000 Mann auf 135000 Mann.
23. Dezember. Das Sperrgesetz gegen die religiösen Orden
wird mit 174 gegen 54 Stimmen angenommen.
31. Dezember. Erneuerung des Kabinetts Canalejas.
Die langerwartete Erneuerung des Kabinetts Canalejas wird dadurch
geregelt, daß das ganze Kabinett seine Demission nimmt und dann Canalejas
vom König beauftragt wird, ein neues Kabinett zu bilden. Er nimmt darin
seine bisherigen Kollegen bis auf drei wieder auf. Nur Merino (Inneres),
Calbeton (Oeffentliche Arbeiten) und Burell (Unterricht) werden durch
Castrillo, Gasset und Salvador ersetzt, damit sämtliche liberalen Gruppen
im Ministerium vereinigt sind.