496 Greßjbriliannien. (Januar 10. —27.)
Generationen nicht dagewesen ist. Ich glaube nicht, daß es zum Kriege
zwischen England und irgendeiner großen fremden Macht kommen wird,
aber ich bitte Sie, sich daran zu erinnern, daß der absolut einzige Weg,
den Frieden zu sichern, Sicherung für den Kriegsfall ist.“
10. Januar. Die allgemeinen Wahlen werden für ein am
15. Februar einzuberufendes Parlament ausgeschrieben.
10. Januar. Die „Brotfrage“ in Deutschland.
Bei den Agitationen des Wahlfeldzuges stritten sich die Parteien
auch um die Frage, ob die Deutschen wegen des Schutzzolles gezwungen
seien, Schwarzbrot zu essen, oder ob sie wegen ihres Wohlstandes das
wohlschmeckendste, nahrhafteste und nachhaltigste aller Brote, das es in
London leider nur im „Gambrinus“ gebe, sich jeden Tag leisten könnten.
12. Januar. Ein Blaubuch gibt statistische Angaben für die
verschiedenen britischen Kolonien, Besitzungen und Protektorate.
Die Bevölkerung betrug Ende 1908 in Ceylon 4038 456; Australien
4275306; Neu-Seeland 972982; Natal (inkl. Zululand) 1206386;
Orange-Kolonie 466 880; südliches Rhodesia 697600; nordöstliches Rhodesia
406625; nordwestliches Rhodesia 500650; Nyassaland-Protektorat 997217;
Uganda-Protektorat 2764086; Britisch-Ostafrika (Protektorat) 4000000.
Für Indien ist nur die Zählung von 1901 erhältlich. Die Totalbevöl=
kerung von Britisch-Indien betrug 2318155533 und die der tributpflich-
tigen Eingeborenen-Staaten 62461549.
14. Januar. Unbestrittene Wahlen.
Unter den wenigen vorgeschlagenen (nominierten) Kandidaten, die
keinen Gegenkandidaten haben und deshalb ohne Abstimmung als gewählt
gelten, befindet sich auch Joseph Chamberlain als Vertreter von West-
Birmingham.
19. Januar. Lord Charles Beresford macht durch eine
Zeitungskorrespondenz bekannt, daß er die Einbringung eines
Flottengesetzes und die Aufnahme einer Anleihe von 1200 Millionen
Mark fordere, um die englische Flotte auf die nötige Höhe zu bringen.
26. Januar. Auf ärztlichen Rat wird die Reise des Königs
nach Biarritz möglichst früh, auf den 3. März, festgesetzt.
27. Januar. Rede des deutschen Botschafters Grafen Wolff-
Metternich beim Festmahl der deutschen Vereine im Cecil Hotel.
Z Deutschland hat Kriege geführt, um seine nationalen Ziele zu er-
reichen. Seit nunmehr vierzig Jahren hat Deutschland, seit seiner mehr
als zwanzigjährigen Regierungszeit hat der Kaiser den Frieden gewahrt.
Wir verlangen nicht neue Länderstrecken; unsere Eroberungspolitik ist auf
Erschließung fremder Märkte gerichtet und wird geführt mit den Waffen
des Geistes, des Fleißes und der Geschicklichkeit, nicht mit roher Gewalt.
Sie darf nicht ausschließend wirken. Es handelt sich nicht um die Ver-
nichtung, sondern um die Förderung des Rivalen im gegenseitigen Interesse.
Das gegenseitige Vertrauen der Völker macht den Schutz der Interessen
nicht entbehrlich; dafür sind Heer und Flotte da. Wir bauen unsere Flotte
nach einem lange festgelegten Plan und beanspruchen nicht, die Stärksten
auf dem Meer zu sein. Das Meer ist frei und gehört niemand allein;