500 Ersbritemnien. (Februar 21.)
zu machen, um diese große fundamentale vorläufige Reform zustande zu
bringen.
s Dann sprach der Führer der Mehrheit der irischen Nationalisten,
Redmond. Er betonte zunächst die Unabhängigkeit der Nationalisten-
partei und erklärte sodann, wenn die Regierung ihnen Sicherheit gäbe,
daß eine Vetovorlage noch in diesem Jahre zum Gesetz erhoben würde,
würden die Nationalisten für das Budget stimmen. Sie seien bereit, diesen
Preis zu zahlen, aber nicht umsonst oder für etwas ganz Ungewisses. Sie
hätten nicht den Wunsch, eine Krise herbeizuführen, aber in dieser An-
gelegenheit könnten sie nicht mit verbundenen Augen vorgehen.
21. Februar. Eröffnung des Parlaments durch den König.
Die Thronrede besagt, die Beziehungen Englands zu allen aus-
wärtigen Mächten seien andauernd freundschaftlich, erwähnt sodann die
Entsendung des Fürsten von Wales nach den afrikanischen Besitzungen zur
Eröffnung des neuen Unionsparlaments in Kapstadt im Namen des Königs
und führt aus, der König betrachte mit besonderem Interesse und Ver-
gnügen diesen Besuch, auf dem sein Sohn das Vorrecht habe, das parlamen-
tarische Leben eines großen geeinigten Dominions zu eröffnen, der Fürst
werde seine (des Königs) und des Reiches heiße Gebete für die Wohlfahrt
und den künftigen Fortschritt seines Volkes überbringen. Nach Hinweis
auf die jüngst erfolgte Begründung erweiterter legislativer Räte in Indien
fährt die Thronrede fort: Der Etat des folgenden Jahres wird Ihnen in
gebührender Zeit vorgelegt werden. Er ist mit dem innigsten Wunsch nach
Sparsamkeit aufgestellt worden, aber die Erfordernisse der Verteidigung
zur See haben es nötig gemacht, eine wesentliche Erhöhung der Marine-
ausgaben vorzuschlagen. Da für die vom letzten Parlament genehmigten
Ausgaben die Einnahmen nicht durch Steuern beschafft worden sind, hat
man unter Zustimmung des Parlaments zu einer zeitweiligen Anleihe
jeine Zuflucht nehmen müssen. Es müssen aber Anordnungen getroffen
werden, um so bald wie möglich der so geschaffenen finanziellen Lage zu
begegnen. Die Thronrede erwähnt dann die ernsten, auf wiederholte
schwere Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Unter- und
dem Oberhause zurückzusühenden Schwierigkeiten und sagt, es würden
Vorschläge unterbreitet werden, um die Beziehungen zwischen den beiden
Häusern in der Richtung festzusetzen, daß dem Unterhause ungeteilter Ein-
fluß auf die Finanzen und das Uebergewicht in Bezug auf die Gesetz-
gebung zustehe.
Die Thronrede schließt mit den Worten: Diese Maßregeln sollten
nach der Meinung seiner, des Königs, Ratgeber dafür sorgen, daß das
Oberhaus so zusammengesetzt werde und solche Vollmachten erhalte, daß
es bezüglich der vorgeschlagenen Gesetzgebung unparteiisch die Funktionen
der Initiative, der Revision und — unter gewissen Sicherheiten — des
Aufschubs ausüben könne.
Bei der Adreßdebatte im Oberhause erklärte der erste Redner,
Lord Lansdowne, wenn das Budget vom Unterhause angenommen
würde, so würde dies auch vom Oberhause geschehen. Er frage die Re-
gierung, ob sie das Mandat zu haben glaube, die Verfassung des Landes
in Stücke zu brechen, das Zweikammersustem aufzuheben und nur eine
einzige Kammer einzuführen. Die Gegner des Oberhauses wollten ein
Oberhaus einführen, das nur ein unwirksames Schattenbild von dem sein
sollte, was das Zweikammersystem eigentlich sein müßte. zur Erwägung
einer Reform, die das Oberhaus wirksamer machen, aber ein Stillstehen der
Gesetzgebung verhüten würde, seien er und seine Freunde bereit.