Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Sechsundzwanzigster Jahrgang. 1910. (51)

526 Großbritannien. (November 24.—29.) 
entdecken wird. Wir haben in diesem Jahre mehr Messerschmiedewaren 
nach Deutschland verkauft als je zuvor. Was wollen die Deutschen damit? 
Natürlich uns den Hals damit abschneiden! (Lautes Gelächter.) Lord 
Lansdownes Plan bedeute, daß die Demokratie durch eine lange Stange 
abgehalten werden solle, so daß sie nicht beißen könne. Das Referendum 
bedeute, daß die Wählerschaft aufgefordert werden solle, über jede liberale Vor- 
lage ihr Urteil abzugeben und im weiteren Verlauf bedeute es, daß die Partei 
der reichen Demokratie durch das Gewicht ihres Goldes alle erdrücken werde. 
Diese Vorschläge seien lediglich ausgesonnen, um das Unterhaus zu be- 
schimpfen und herabzuwürdigen dadurch, daß man seine Autorität verringere. 
24. November. Ein Blaubuch stellt fest, daß bei den letzten 
Wahlen 1311 Kandidaten aufgestellt worden sind und daß sie zu- 
sammen an direkten und legalen Kosten über 26 Millionen Mark 
bezahlt haben. Jede Wählerstimme kostete etwa vier Mark. 
24. November. (Oberhaus.) Die Resolutionen Roseberys 
und Lansdownes werden angenommen und auf Beschluß des Hauses 
dem Unterhaus mitgeteilt. 
25. November. (London.) Im Bow Street-Polizeigericht 
werden 20 Suffragettes zu Strafen bis zu zwei Monaten schwerer 
Zwangsarbeit verurteilt. 
28. November. Auflösung des Parlaments durch eine Rede 
des Königs: 
„Ich spreche zu Ihnen zum ersten Male unter dem Schatten des 
großen Unglücks, welches das Dahinscheiden meines geliebten Vaters ver- 
ursacht hat. Ich erhielt aus allen Teilen meiner Besitzungen überreiche 
Beweise dafür, daß der unersetzliche Verlust, der mich und meine Familie 
getroffen, von meinen Untertanen tief beklagt wird. Ich habe mich den. 
Pflichten, zu denen ich berufen wurde, mit dem ernsten Wunsche gewidmet, 
den Fußtapfen meines lieben Vaters zu folgen. Die Beziehungen zu den 
fremden Mächten waren andauernd freundliche.“ Der König sprach seine 
zuversichtliche Hofflnung aus, daß die Fischereifrage zwischen Kanada, 
Newfoundland und den Vereinigten Staaten durch das Schiedsgericht im 
Haag endgültig beigelegt sei und gab hierauf seiner besondern Befriedigung 
darüber Ausdruck, daß es möglich gewesen sei, so verwickelte und schwierige 
Probleme durch schiedsgerichtlichen Spruch zu erledigen, daß die Ent- 
scheidung von beiden Parteien in einem Geiste angenommen sei, der dahin 
wirken müsse, den guten Willen zu vermehren. Der König berührte sodann 
die Mission des Herzogs von Connaught, das erste Parlament der Union 
von Südafrika zu eröffnen und sprach die zuversichtliche Hoffnung aus, 
daß Südafrikas Fortschritt, Glück und Wohlfahrt andauern mögen. Er 
nahm hierauf Bezug auf die Verwaltungsreform Indiens und dankte 
dem Unterhause, daß es für die Erfordernisse des Jahres in freigiebiger 
Weise Fürsorge getroffen habe, einschließlich der vermehrten Zuwendungen 
für die Flotte und der weiteren Ausgaben für die Alterspensionen. Der 
König gab schließlich seinem Bedauern Ausdruck, daß die Konferenz zur 
Beilegung der Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Häusern des 
Parlaments gescheitert sei. 
29. November. Spaltung der Iren.
	        
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