574 Gelsien. (Januar 20.—März 11.)
20. Januar. Der Generalrat der sozialistischen Partei be-
schließt unter Führung Vanderveldes eine Abordnung nach Paris
zu senden, um dort in Massenversammlungen gegen den franzößischen
Zolltarif zu demonstrieren.
6. Februar. Die Sozialisten beschließen auf einem außer-
ordentlichen Kongreß auf Antrag Vanderveldes mit 202 gegen
74 Stimmen, grundsätzlich mit liberalen Ministern zusammen-
zuarbeiten, wenn die Neuwahlen den Liberalen das Übergewicht
verschaffen.
8. Februar. In Brüssel tritt die internationale Konferenz
der Delegierten Deutschlands, Englands und Belgiens zur Fest-
stellung der Grenze zwischen dem Kongostaat, Britisch Uganda und
Deutsch-Ostafrika zusammen.
Da nach neueren Observationen der 30. Meridian durch andere
Oertlichkeiten geht als auf den Karten, die der Grenzbestimmung zugrunde
lagen, so bedarf es einer Verständigung über das Rufisital und den Kiwusee,
die von Deutschland beansprucht werden.
16. Februar. (Kammer.) Kongokolonie.
Die Kammer nahm nach fast vierzehntägiger Debatte über die Kolo-
nisationsgrundsätze das Budget der Kongokolonie mit allen gegen die sozial-
demokratischen Stimmen an. Damit hat das Parlament auch die Reform-
vorschläge des Kolonialministers gutgeheißen, und es kann nunmehr am
1. Juli etappenweise die Handelsfreiheit in der Kongokolonie eingeführt werden.
28. Februar. Kongokolonie.
Ueber die Enklave Lado des Kongostaates, die nach dem Tode des
Königs Leopold an England zurückfallen sollte, waren Streitigkeiten über
die von Belgien verlangte Entschädigung entstanden. Es wird eine Kom-
mission eingesetzt, um die Frage zu regeln.
3. März. (Deputiertenkammer.) Staatseigentum in König
Leopolds Nachlaß.
In Beantwortung einer Interpellation des Abg. Vandervelde er-
klärt der Justizminister, daß in der Tat in der Hinterlassenschaft des Königs
Vermögensstücke gefunden wären, auf die der belgische Staat ein Anrecht
habe, und daß eine Klärung der Verhältnisse erfolgen werde.
4. März. (Kammer.) Kongowerte der Koburger Stiftung.
Bei der Besprechung der Anfrage über die Koburger Gründung,
König Leopolds und die aufgefundenen Kongowerte gab Ministerpräsident
Schollaert die Erklärung ab, daß alle Aktiva der Krondomäne der Re-
gierung zufallen müßten. Es handelt sich besonders um 23 Millionen
Franken Kongowerte, die zur Koburger Gründung des Königs gehören
und über deren Ursprung infolge des Brandes des Archivs des Kongo-
staates genaue Angaben nicht gemacht werden können.
11. März. Stiftung des Königs für die Kongokolonie.
König Albert bestimmt, daß aus der Jahresrente, die er für die
Abtretung der Krondomäne des Kongostaates an Belgien erhält, jährlich