Scweden. (September 22.) Norwezen. (Januar 11.—Februar 1.) 585
daß die Entwicklung friedlicher, normaler Beziehungen zwischen den Euro-
päern und der marokkanischen Bevölkerung eine progressive, baldige
Zurückziehung der Truppen ermöglicht.“
Der französische Notar Emile Arnaud legt einen „Code international
public“ vor mit folgenden acht allgemeinen Grundsätzen: Art. 1. Die Be-
ziehungen unter den Völkern werden durch dieselben Grundsätze des Rechts
und der Sittlichkeit geregelt, wie die Beziehungen unter den einzelnen
Menschen. Art. 2. Wie keiner sich selbst Recht schaffen darf, so soll kein
Volk einem andern Volk den Krieg erklären dürfen. Art. 3. Jeder Völker-
streit muß durch Schiedsgerichte geschlichtet werden. Art. 4. Die Selb-
ständigkeit eines jeden Volkes ist unverletzlich. Art. 5. Es gibt kein Recht,
das sich auf Eroberung gründet. Art. 6. Die Völker haben das Recht der
legitimen Verteidigung. Art. 7. Die Völker haben das unveräußerliche
und unverjährbare Recht der freien Selbstbestimmung. Art. 8. Die Völker
sind unter sich solidarisch.
22. September. Bei den Wahlen zu einem Fünftel der Ersten
Kammer (33 Mandate) gewinnen die Linke 11 und die Sozialisten
3 Sitze.
XV.
Norwegen.
11. Januar. Staatsfinanzen.
Der von der Regierung eingebrachte Budgetvoranschlag für das Jahr
1910/1911 sieht ordentliche Ausgaben im Betrage von 111 150000 Kronen,
außerordentliche Ausgaben im Betrage von 5922000 Kronen vor. Die
letzteren sind für Eisenbahnbauten bestimmt. Die Einnahmen balanzieren
mit den Ausgaben, ohne daß neue Steuern eingeführt zu werden brauchen.
26. Januar. Eröffnung des Storthing.
Die Thronrede erklärt die Beziehungen Norwegens zu den fremden
Mächten für befriedigend. Die Regelung der Verhältnisse in Spitzbergen
sei der Gegenstand von Auseinandersetzungen mit den übrigen interessierten
Mächten. Es werden ferner u. a. Gesetzentwürfe über die Rechtspflege,
über eine Produktionssteuer auf Bier und über Schiedsgerichte bei Streitig-
keiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern angekündigt.
27. Januar. Das Ministerium Knudsen erbittet seine Ent-
lassung.
Der König betraut den Präsidenten des Storthing Konow mit der
Bildung eines neuen Kabinetts. Dieser empfahl aber den Liberalen
Michelsen als dafür besser geeignet.
1. Februgr. Das neu ernannte Ministerium:
Ministerpräsident: Präsident des Storthings Konow, Minister des
Aeußern: norwegischer Gesandter in London Irgens, Finanzminister: Amt-
mann Berge, Handelsminister: Erster Bürgermeister von Christiania Arct-
ander, Arbeitsminister: Fabrikbesitzer Braenner, Kultusminister: Rektor am