Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Sechsundzwanzigster Jahrgang. 1910. (51)

XVII. 
Türkei. 
1. Januar. (Kreta.) Das kretische Parlament ermächtigte 
unmittelbar vor seiner Schließung die Regierung, alle ihr zweck- 
mäßig erscheinenden Gesetze Griechenlands durch bloße Verfügung 
in Kreta einzuführen. 
3. Januar. Flottenspenden. 
Die Offiziere und Mannschaften der ganzen Armee beschlossen, ihr 
Gehalt von 2 Monaten ratenweise für Flottenzwecke zu stiften. Der Flotten- 
verein sammelt in den Provinzen, um 150000 Pfund zum Ankauf eines 
Kriegsschisses dem Staatsschatze zu überweisen. 
7. Januar. Französisch-türkischer Konflikt. 
Eine Grenzfrage über ein zwischen Tunis und Tripolis strittiges 
Gebiet wird von der französischen Botschaft in Konstantinopel dazu benutzt, 
die Zurückziehung der türkischen Truppen aus dem strittigen Gebiet zu 
verlangen. 
8. Januar. Eine Note der Pforte an die Schutzmächte Kretas 
protestiert gegen die Eidesleistung der neuen Kreta-Regierung und 
gegen den Beschluß der kretischen Kammern, daß die Gesetze Griechen- 
lands auf der Insel angewandt werden sollen. 
Ein Antrag der türkischen Postverwaltung bei dem internationalen 
Bureau des Weltpostvereins in Bern, daß die kretensischen Briefmarken ver- 
boten werden, wird als nicht rechtzeitig eingelaufen abgelehnt, da Kreta 
bereits seit 1902 eigene Briefmarken besitzt (s. 20. Jan.). 
10. Januar. Neues Kabinett. 
Hakki Pascha Großwesir, Rifaat Aeußeres, Mahmud Schefket Krieg, 
Talaat Inneres, Dschawid Finanzen und Marine, Halil Pascha Oeffentliche 
Arbeiten, Mavrocordato Minen und Landwirtschaft, Kopaszis, Prinz von 
Samos, der auf Samos durch den bisherigen Minenminister Aristaki er- 
setzt wird, Fromme Stiftungen. Der bisherige Minister Hamada Pascha 
wurde durch den Senator Scherif Haidar Bey ersetzt, an die Stelle des 
bisherigen Scheik ül Islam tritt der Ulema Husni. Justizminister wird 
Nedjmeddin Molla, unterrichtsminister Emrullah. 8 von den 12 Ministern 
sind Jungtürken. 
11. Januar. Türkisch-französischer Konflikt. 
Die Türkei beruft sich Frankreich gegenüber auf den Vertrag von 
Wardo und den Firman von 1871, welcher Tunis als türkische Provinz 
erklärt, und verlangt den Ausschluß jeder französischen Einmischung bei 
Zusammensetzung der Grenzkommissionen. Dagegen verlangte der frau-
	        
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