614 TJürtei. (Dezember 11.—22.) Egupten. (Januar Anfang—Februar 11.)
11. Dezember. (Kreta.) Die Generalkonsuln geben der
kretischen Regierung Kenntnis, daß die Eröffnung des kretischen
Parlaments im Namen des Königs von Griechenland von den
Schutzmächten als null und nichtig betrachtet werde. Die Regierung
verzögert die Veröffentlichung aus Furcht vor Unruhen.
16. Dezember. Arabischer Aufstand.
Die von Sami Pascha aufgebotenen Truppen nehmen die Stadt
Kerak wieder und verfolgen die Beduinen.
19. Dezember. (Kreta.) Die Nationalversammlung protestiert
gegen den Ausdruck „türkische Souveränität“ in der Note der Schutz-
mächte und wünscht die Anerkennung des einer Annexion an Griechen-
land ähnlichen, tatsächlichen Zustandes.
22. Dezember. Die italienische Regierung akzeptiert den Vor-
schlag, den Zwischenfall von Hodeida (siehe 26. Novemberl) durch
ein Schiedsgericht austragen zu lassen.
Egypten.
Anfang Januar. Zur Finanzlage.
Der Budgetentwurf für 1910 sieht Einnahmen in Höhe von
15 350000 Pfund und Ausgaben von 15150000 Pfund vor. Dabei wird
für den Sudan ein Kredit von 2540000 Pfund eröffnet. Der gesetz-
gebende Rat beanstandete aber alle Aufwendungen für den Sudan und
lehnte den Kredit ab.
25. Januar. Der Khedive wird bei der Rückkehr von seiner
Pilgerfahrt nach Mekka von der Bevölkerung der Hauptstadt stürmisch
empfangen.
9. Februar. Im Gesetzgebenden Rat empfiehlt der Khedive
die Erneuerung der Konzession der Suez-Kanal-Gesellschaft mit
einigen Modifikationen. (Siehe 31. Okt. 19091)
Die Interessen Egyptens seien in genügender Weise sichergestellt.
Die Regierung sei nicht verpflichtet, in dieser Frage die Meinung des
Gesetzgebenden Rates einzuholen. Der Ministerrat halte die Angelegenheit
aber für so wichtig, daß er keine endgültige Entscheidung treffen wolle,
ehe er den Gesetzgebenden Rat gehört habe.
Von dem geschäftsführenden Ausschuß der Jungegypter in Gent
(Belgien) erhält die egyptische Nationalversammlung in Kairo ein Tele-
gramm, in dem gegen die Erneuerung der Konzession Protest eingelegt wird.
11. Februar. Nationalistische Feier.
Für den verstorbenen Führer der egyptischen Nationalpartei
Mustapha Kamel Pascha fand eine imposante Trauerkundgebung statt.
Mehr als 2000 Eingeborene, darunter Studenten der Medizinschule,
Rechtsschule und Handwerkerschule, durchzogen in würdiger Haltung die
Straßen Kairos und besuchten das Grab des egyptischen Nationalheros.