Afriia. (Januar 7. —27.) 659
7. Januar. (Marokko.) Die internationale Entschädigungs-
kommission in Casablanca beendigt ihre Arbeiten durch Unterzeich-
nung des Protokolls.
10. Januar. Denkschriften über die deutschen Kolonien (siehe
Deutschland 10. Januar).
Ueber das deutsch-südwestafrikanische Diamantengebiet teilt das Reichs-
kolonialamt mit, daß die ersten zwölf Sendungen an die Diamantenregie
ein Ergebnis von 468 933 Karat mit einem Verkaufswert von 13 893 992 Mark
ergaben. Die Preise schwankten zwischen 22 und 33 Mark. Der Fiskus
hatte bis Ende November 1909 aus der Diamantförderung eine Einnahme
von über 4 ½ Millionen Mark.
25. Januar. (Marokko.) Entschädigungen für Casablanca.
Eingereicht waren im ganzen 3506 Entschädigungsforderungen im
Betrage von 26 473366 Franken. Bewilligt wurden 13069642 Franken.
Auf deutscher Seite wurden gefordert 2 469 491 Franken, bewilligt 1 297 502
Franken, auf spanischer Seite gefordert 4850 193, bewilligt 2 538 106 Franken;
die Vereinigten Staaten forderten 3781995 und erhielten 140 525 Franken,
die Franzosen forderten 4601 789 Franken und erhielten 1 877 854 Franken;
die Engländer forderten 2 135039 und erhielten 1 748 937; die Italiener
forderten 901 827 und erhielten 419 633, die Marokkaner forderten 8 447045
und erhielten 3 701.082, die Portugiesen forderten 1 302 367 und erhielten
503 451 Franken. Für 61 vorliegende Entschädigungsforderungen wegen
Besitznahme von Grundstücken durch die französischen und spanischen Truppen
wurden im ganzen 195710 Franken bewilligt, von denen 53 171 auf
Deutschland, 99 309 auf Frankreich, 14 990 auf England und 10 563 auf
Spanien entfallen.
27. Januar. (Deutsch-Südwestafrika.) Rücktritt des
Gouverneurs v. Schuckmann, dem die Bürger von Lüderitzbucht eine
demonstrative Ovation gebracht hatten.
Ende Januar. (Abessinien.) Der deutschen übersee-
Handelsgesellschaft wird die Konzession erteilt, eine Automobil-
linie zur Verbindung von Addis Abeba mit Dire Dhaua ein-
zurichten.
27. Januar. (Casablanca.) Optimistische Auffassung über
die Lage der Deutschen.
Vizekonful Nains zeichnet in der Kaisergeburtstagsrede die Lage der
deutschen Interessen in Marokko: „Die deutsche Kolonie hat bei Beginn
der Okkupation des Schauja fürchten können, daß ihre Interessen den fran-
zösischen Interessen untergeordnet würden. Sie haben aber alle sehen
können, meine Herren, daß nichts davon eingetroffen ist. Im Gegenteil,
die Sicherheit, welche die französischen Truppen im Schauja-Gebiet her-
gestellt haben, der Respekt, den die französischen Zivil- und Militärbehörden
den Eingeborenen gegenüber den Europäern eingeflößt haben, hat nur in
nützlicher Weise dem Interesse der deutschen Händler gedient. Diese Konsta-
tierung gestattet uns, optimistisch in die Zukunft zu blicken und zu hoffen,
daß die Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland immer freund-
lichere werden, nicht allein im Schauja-Gebiet, sondern auch noch in ganz
Marokko.“ 4.