Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebenundzwanzigster Jahrgang. 1911. (52)

464 Italien. (September 11.—Oktober 1.) 
11. September. Bündnistreue. 
Der Korrespondent der „Preßzentrale“" erfährt „authentisch“, daß der 
französischen Regierung unverkennbar zu verstehen gegeben worden sei, daß 
i iegsfalle Italien seinen Bundespflichten Deutschland gegenüber 
auf das entschiedenste nachkommen würde. 
13. September. Auf dem Atna ergießen sich aus 7 Krater- 
öffnungen Lavaströme und aus 25 werden Asche, Steine und Land 
hervorgespien. 
20. September. (Rom.) Jahresfeier der Befreiung. 
Wieder hielt Bürgermeister Nathan die Brescherede, in der er 
den Tag als ein Fest des Menschenrechtes bezeichnete und erklärte, das 
Rom vor 1870 wäre in Finsternis und Aberglauben eingehüllt gewesen. 
21. September. „Vorsichtsmaßregeln“ gegen Tripolis. 
Die „Tribuna“ sagt zu den Meldungen über Schiffsbewegungen, 
Konzentrierung von Truppen sowie Kriegsmaterial und die Einberufung 
von Reserveklassen, daß militärische Vorbereitungen von gewisser Wichtigkeit 
etroffen wurden, sei außer Zweifel, und daß diese ihren Grund in Tripolis- 
fragen hätten, sei ebenso sicher. Aber diese Vorbereitungen dürften nicht 
kurzweg als Beweis von Eroberungsabsichten der Regierung hingestellt 
werden, sondern es seien vielmehr Vorsichtsmaßnahmen; wenn eine Situ- 
ation wie die gegenwärtige sich abzeichne, sei es die erste Pflicht der 
Regierung, alle Vorbereitungen zum Schutz der Würde und der Interessen 
des Landes wie auch der im Ausland wohnenden Bürger zu treffen und 
auf jede Eventualität vorbereitet zu sein. 
23. September. Kriegsvorbereitungen. 
Nach einer offiziellen Ankündigung im Militärblatt wird ein Teil 
der Jahresklasse 1888 einberufen, um den Bestand der Regimenter zu 
ergänzen, da das Kontingent der unter den Fahnen bleibenden Soldaten 
nicht genügt. 
25. September. Das Auslaufen der Transportflotte unter 
Bedeckung von Kriegsschiffen erfolgk von Syrakus und Neapel aus. 
29. September. Proklamierung des Kriegszustandes gegen 
die Türkei. 
Der Minister des Auswärtigen San Giuliano gibt die folgende 
Erklärung an die Presse: „Die Antwortnote der Türkei auf das Ultimatum 
Italiens (s. Türkei 25.—29. September) war keine peremptorische, sondern 
eine ausweichende und hinausschiebende Antwort. Deswegen hat die Regie- 
rung des Königs der Türkei den Krieg erklärt.“ 
1. Oktober. Zum obersten Befehlshaber des Expeditionskorps 
für Tripolis wird der 60jährige Generalleutnant Carlo Caneva 
ernannt. 
1. Oktober. Einschränkung des Kriegsschauplatzes. 
Die „Agenzia Stefani" veröffentlicht folgende Note: Die italienische 
Regierung erklärte wiederholt, daß sie trotz des Krieges mit der Türkei mehr 
denn je fest entschlossen sei, an der Aufrechterhaltung des territorialen 
status quo auf der Balkanhalbinsel mitzuwirken. Die Operationen zur 
See, welche die königliche Marine in den europäischen Gewässern zu unter-
	        
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