Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebenundzwanzigster Jahrgang. 1911. (52)

Helsien. (Februar 12.—Mai 6.) 475 
örtlichen Behörden sobald wie möglich den Hauptarm feststellen, dessen Tal- 
weg die Grenze bilden wird. Die im Kivusee gelegenen Inseln Jvinsa, 
Nyamaronga, Kwidschi und Kitanga fallen an Belgien, die Inseln Kikaja, 
Gombo, Kumenie und Wahu fallen an Deutschland. Vom Nordende des 
Kivusee aus beginnt die Grenze an einem Punkte halbwegs zwischen dem 
belgischen Posten Goma und der deutschen Station Kissentschi, sie verläuft 
von dort aus zunächst in rein nördlicher Richtung, aber so, daß die hier 
gelegenen Eingeborenenansiedlungen an Deutschland fallen. Weiter wird 
die Grenze bestimmt durch den Behirahügel, wo sie nach Osten umbiegt, 
die Nordspitze des Hehu, die Barthelimispitze (Karisimbi), den Gipfel des 
Wisoke (Kishasa) und den Hauptgipfel des Sabinio. An diesem Punkte 
treffen die deutsche, englische und belgische Grenze zusammen. Die genaue 
Festsetzung des Verlaufs der Grenze nördlich vom Kivusee ist einer deutsch- 
belgischen Grenzregulierungskommission vorbehalten. 
12. Februar. (Brüssel.) 5000 Flamländer demonstrieren 
für eine flämische Universität in Gent, da ihre 4½ Millionen Sprach- 
genossen in Belgien eine Hochschulbildung in ihrer Landessprache 
verlangen können. 
7. März. (Kammer.) Demonstration gegen die klerikale 
Regierung. 
Wegen einer Nonne, die das Kloster verlassen hatte und Lehrerin 
geworden war, beantragten die Sozialisten und Liberalen einen Tadel der 
Gemeinde, die ihr das Leben durch Schikanen zu erschweren suchte. Mit 
72 gegen 14 Stimmen wurde dieser Antrag angenommen. 
14. März. (Kammer.) Schulgesetzentwurf des Minister- 
präfidenten Schollaert. 
Die Schulpflicht bis zum vierzehnten Lebensjahre soll zwar nicht 
obligatorisch sein, aber die Friedensrichter sollen moralisch auf die Eltern 
der nicht eingeschulten Kinder einwirken und eventuell ihre Namen in der 
Zeitung bekannt machen. Von den Schulkosten soll der Staat sechs Zehntel, 
die Kommune drei Zehntel und die Provinz ein Zehntel tragen. 
. März. (Kammer.) Antrag von Vertretern aller Parteien, 
die Univerfität Gent vom Jahre 1916 in eine flämische Hochschule 
zu verwandeln. 
10. April. In allen Provinzen finden Protestversammlungen 
der Sozialdemokraten und Liberalen gegen das neue klerikale Schul- 
gesetz statt. 
In Brüssel durchziehen 6000 Personen die Straßen mit dem Rufe: 
„Nieder mit den Klöstern und dem Klerikalismus“. 
6. Mai. (Brüssel.) Manifest der Sozialisten gegen den 
Besuch des Präfidenten Fallieères. 
Die heutige Republik verbirgt unter einem republikanischen Mantel 
monarchistische Absichten. Sie läßt sich in ein marokkanisches Abenteuer 
ein, um die Geschäfte der französischen Kapitalisten und der französischen 
Kolonialpartei zu besorgen auf Kosten der Allgemeinheit. Die Republik er- 
höht fortgesetzt die Militärlasten, und sie hat in geradezu skandalöser Weise
	        
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