Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebenundzwanzigster Jahrgang. 1911. (52)

494 Rußlant. (Mãrz 17. —31.) 
lands geopfert worden. Frankreich und England seien in eine peinliche 
Lage versetzt worden und hätten sich verletzt gefühlt. Die Potsdamer 
Entrevuej weise Rußland nach dem ferneren Osten und fessele seine Hände im 
nahen Osten. Die als Entschädigung ausgedachte große Bahn nach Indien 
sei ein totgebornes Kind. Gefahrdrohend sei auch das Verhalten gegenüber 
China. Wenn Rußland seine Rechte schütze, dürfe es doch nicht vergessen, 
daß China erwacht sei. Er warne vor einem chinesischen Abenteuer. Ruß- 
land würde dort nur für Japan die Kastanien aus dem Feuer holen. Das 
letzte Stadium der Politik im fernen Osten gleiche völlig der russischen Politik 
vor dem russisch-japanischen Kriege. 
17. März. (Reichsrat.) Die Regierungsvorlage über natio- 
nale Kurien bei der Zusammensetzung der Semstwos in den west- 
lichen Gouvernements wird mit 25 Stimmen Mehrheit abgelehnt. 
Statt dessen sollen Höchstzahlen für die polnischen Abgeordneten fest- 
gesetzt werden. 
20. März. Zum Generalstabschef der Armee wird an Stelle 
des wegen Krankheit verabschiedeten Generalleutnants Kondratjew 
der Kommandeur des 5. Armeekorps General Michnewitsch ernannt. 
21. März. In Stellvertretung des seit langer Zeit erkrankten 
Ministers des Auswärtigen Ssasanowm wird Neratow zum Verweser 
des Ministeriums des Auswärtigen ernannt. 
22. März. Um den mit Rücktrittsgedanken drohenden 
Ministerpräsidenten Stolypin im Amte zu erhalten, werden die 
beiden gegen ihn intriguierenden Reichsratsmitglieder Trepow und 
Durnowo von den Sitzungen ausgeschlossen. 
W. März. Durch Erlasse des Zaren werden die Tagungen 
des Reichsrats und der Duma unterbrochen, damit das Gesetz über 
die Selbstverwaltung in Westrußland im Wege der Notgesetzgebung 
(Artikel 85 der Grundgesetze) kommen kann. 
26. März. Stolypin erklärt den parlamentarischen Depu- 
tationen, die wegen des Verfassungstricks bei ihm vorstellig werden, 
daß er das Gesetz zwei Monate nach der Publikation, also am 
28. Mai, der Duma vorlegen und diese dann auflösen werde. 
27. März. Gutschkow legt das Präsidium der Duma nieder. 
28. März. (Duma.) Eine Interpellation, in der die 
Regierung ungesetzlichen Vorgehens beschuldigt wird, wird mit 174 
gegen 88 Stimmen angenommen. 
31. März. Zar und Heiliger Synod. 
Der Heilige Stuhl wies den Bischof von Saratow, Hermogen, an, 
unverzüglich durch von ihm auszuwählende Geistliche den Mönchpriester 
Iliodor aus dem zaryzinischen Kloster zu entfernen und der weltlichen 
Obrigkeit zu übergeben, damit letztere ihn nach Novosil im Gouvernement 
Tula bringe, wo ihm ein Kloster angewiesen sei. Durch Verfügung des 
Zaren bleibt er aber schließlich unbehelligt in Zaryzin.
	        
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