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lands geopfert worden. Frankreich und England seien in eine peinliche
Lage versetzt worden und hätten sich verletzt gefühlt. Die Potsdamer
Entrevuej weise Rußland nach dem ferneren Osten und fessele seine Hände im
nahen Osten. Die als Entschädigung ausgedachte große Bahn nach Indien
sei ein totgebornes Kind. Gefahrdrohend sei auch das Verhalten gegenüber
China. Wenn Rußland seine Rechte schütze, dürfe es doch nicht vergessen,
daß China erwacht sei. Er warne vor einem chinesischen Abenteuer. Ruß-
land würde dort nur für Japan die Kastanien aus dem Feuer holen. Das
letzte Stadium der Politik im fernen Osten gleiche völlig der russischen Politik
vor dem russisch-japanischen Kriege.
17. März. (Reichsrat.) Die Regierungsvorlage über natio-
nale Kurien bei der Zusammensetzung der Semstwos in den west-
lichen Gouvernements wird mit 25 Stimmen Mehrheit abgelehnt.
Statt dessen sollen Höchstzahlen für die polnischen Abgeordneten fest-
gesetzt werden.
20. März. Zum Generalstabschef der Armee wird an Stelle
des wegen Krankheit verabschiedeten Generalleutnants Kondratjew
der Kommandeur des 5. Armeekorps General Michnewitsch ernannt.
21. März. In Stellvertretung des seit langer Zeit erkrankten
Ministers des Auswärtigen Ssasanowm wird Neratow zum Verweser
des Ministeriums des Auswärtigen ernannt.
22. März. Um den mit Rücktrittsgedanken drohenden
Ministerpräsidenten Stolypin im Amte zu erhalten, werden die
beiden gegen ihn intriguierenden Reichsratsmitglieder Trepow und
Durnowo von den Sitzungen ausgeschlossen.
W. März. Durch Erlasse des Zaren werden die Tagungen
des Reichsrats und der Duma unterbrochen, damit das Gesetz über
die Selbstverwaltung in Westrußland im Wege der Notgesetzgebung
(Artikel 85 der Grundgesetze) kommen kann.
26. März. Stolypin erklärt den parlamentarischen Depu-
tationen, die wegen des Verfassungstricks bei ihm vorstellig werden,
daß er das Gesetz zwei Monate nach der Publikation, also am
28. Mai, der Duma vorlegen und diese dann auflösen werde.
27. März. Gutschkow legt das Präsidium der Duma nieder.
28. März. (Duma.) Eine Interpellation, in der die
Regierung ungesetzlichen Vorgehens beschuldigt wird, wird mit 174
gegen 88 Stimmen angenommen.
31. März. Zar und Heiliger Synod.
Der Heilige Stuhl wies den Bischof von Saratow, Hermogen, an,
unverzüglich durch von ihm auszuwählende Geistliche den Mönchpriester
Iliodor aus dem zaryzinischen Kloster zu entfernen und der weltlichen
Obrigkeit zu übergeben, damit letztere ihn nach Novosil im Gouvernement
Tula bringe, wo ihm ein Kloster angewiesen sei. Durch Verfügung des
Zaren bleibt er aber schließlich unbehelligt in Zaryzin.